In den vergangenen Tagen wurde der drohende Mangel an Notärztinnen und -ärzten verstärkt in Medienberichten thematisiert – insbesondere am Beispiel Kärnten. Hier eine aktuelle Stellungnahme der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin zu dieser dringlichen Thematik.

Die prähospitale Notfallmedizin wurde in den vergangenen 20 Jahren in Österreich zu hoher Reife gebracht; organisatorische und strukturelle Dimensionen weisen europäisches Niveau auf. Demgegenüber stehen Defizite in der notärztlichen Ausbildung: Zwar haben sich viele Kliniken in der Umsetzung der notärztlichen Ausbildung an Vorbildern in Deutschland oder der Schweiz orientiert, eine zeitgemäße  gesetzliche Grundlage für den Erwerb wichtiger notfall-medizinischer Kompetenzen fehlt jedoch seit langem. So beinhalten die Vorgaben zum Notarztkurs österreichischer Provenienz lediglich ein kursorisches, theoretisches Curriculum und den Erwerb praktischer Fertigkeiten an Simulationsmodellen. Eine klinische Ausbildung in Anästhesie und/oder Intensivmedizin ist hingegen nicht vorgesehen.

Die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) hat schon 2009 ein Reformkonzept präsentiert, welches vom Notfallreferat der Österreichischen Ärztekammer adaptiert und dem Gesundheitsministerium 2012 für die Reformierung der Notarztregelung (§ 40 des Österreichischen Ärztegesetzes) vorgeschlagen wurde. Träger Fristenlauf brachte es mit sich, dass noch vor einer Umsetzung im Jahr 2015 die neue Österreichische Ärzteausbildung in Kraft trat. Der damit völlig veränderter Zugang zur ärztlichen Tätigkeit bringt auch eine Verschärfung des durch Arbeitszeitgesetz und allgemeinen Ärztemangel Defizits an Notärzten.

Die ÖGARI hat als notfallmedizinische Fachgesellschaft im Jahr 2016 für das Gesundheitsministerium fachliche Kriterien erarbeitet, unter denen notärztliche Tätigkeit auch für Assistenzärzte möglich wäre. Im Diskurs der Fachgesellschaft, der ÖÄK und dem Ministerium wird nun seit mehr als zwei Jahren intensiv versucht, die dafür geeignete rechtliche Basis zu finden. Dies scheint mittlerweile auch gelungen; der Widerstand der Bundes-Ärztekammer hat aber bis dato eine endgültige Lösung dieser Problematik verhindert.

Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar, MSc, Präsident der ÖGARI                                                

Prim. Dr. Helmut Trimmel, MSc, Vizepräsident und Leiter der Sektion Notfallmedizin der ÖGARI