Operationen belasten besonders ältere Patientinnen und Patienten. Das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt ist im Bereich der Altersmedizin darauf spezialisiert, Erkrankungen oder Verletzungen immer im Blick auf das komplette Gesundheitsbild eines Patienten zu betreuen. Im Rahmen des „geriatrischen Assessments“ werden bereits in der Präanästhesie die Fragen speziell abgeklärt, die für Ältere besondere Bedeutung haben.

Hohes oder gar betagtes Alter ist kein Grund, auf eine erforderliche Operation zu verzichten. Dies liege unter anderem an der Fortentwicklung verschiedener Anästhesietechniken, die bei alten Patientinnen und Patienten nach Möglichkeit bevorzugt eingesetzt werden. Zudem hilft „geriatrisches Assessment”, Risiken einer Operation einzuschätzen, berichtete Prim. Priv.-Doz. Dr. Michael Zink, D.E.A.A.. Vorsitzender der ARGE Palliativmedizin der ÖGARI, im Rahmen eines Symposiums zum Thema „Anästhesie beim alten Menschen“.

Risikopatienten identifizieren

„Geriatrisches Assessment“ gehört am Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt zum Standard. „Die geriatrische Begutachtung vor einer Operation umfasst nicht nur medizinische Aspekte. Im Rahmen des Assessments wird die Selbständigkeit beziehungsweise die Hilfsbedürftigkeit des oder der Betroffenen, zum Beispiel beim Essen, Ankleiden, Toilettenbenutzung, aber auch Stuhl- und Harnkontrolle eruiert. Auch die Bereiche Haushalt, Kochen, Einkaufen, Telefonieren etc. werden untersucht“, so Prim. Zink.

Ergänzt werden diese Erhebungen durch die Erfassung des kognitiven Zustandes mittels Mini Mental Test sowie des Ernährungszustandes des Patienten. Miteinbezogen sollte auch immer die psychische Verfassung werden: Depressionen sind gerade im Alter sehr verbreitet, werden aber auf Grund der nicht immer typischen Symptomatik häufig nicht erkannt. Wesentliche Faktoren sind auch die soziale Eingebundenheit und das Vorhandensein sozialer Ressourcen.

Nutzen-Risiko-Abwägung

Eine besondere Bedeutung kommt einer sorgfältigen präoperativen Risiko-Nutzen-Abwägung bezüglich eines operativen Eingriffs zu. Die Inzidenz perioperativer Komplikationen ist von der Art und Dringlichkeit des operativen Eingriffs abhängig. Interdisziplinär wird zwischen Chirurgen, Anästhesisten und Intensivemdizinern und Geriatern die Entscheidung abgestimmt, inwieweit die individuelle Patientin oder der Patient vom Eingriff profitieren würde. „Patientinnen und Patienten werden in alle Schritte miteinbezogen”, erklärt Prim. Zink.

Vorbereitung der Anästhesie

Die Entscheidung ob Regional-oder Allgemeinanästhesie ist abhängig von der Art der Operation, den Begleiterkrankungen und den Wünschen der Patientinnen und Patienten. Für Gelenkersatzoperationen an der Hüfte etwa ist nachgewiesen, dass unter einer Regionalanästhesie weniger Komplikationen bei alten Patientinnen und Patienten auftreten und ein besseres Überleben resultiert.

Weil Betagte meist mehrere Medikamente nehmen, muss bei der Wahl des Narkosemittels das Interaktionsrisiko beachtet werden. „Manchmal müssen wir sehr alte Menschen auf die Operation ein paar Tage lang vorbereiten. Das kommt vor, wenn die Patienten einen ausgeprägten Flüssigkeitsmangel oder pathologische Laborwerte aufweisen, so Prim.  Zink.

Postoperative Risiken

Bestehende oder auch nicht erkannte Begleiterkrankungen stellen ein großes Risiko dar. Es handelt sich dabei vor allem um Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen, Erkrankungen des Bewegungsapparates einschließlich Verletzungen, frühere Tumorerkrankungen, Zuckerkrankheit und Lungenerkrankungen- speziell die so genannte COPD. „Alte Menschen haben ein massiv erhöhtes Risiko, perioperativ eine Komplikation zu erleiden. So bedeutet das Auftreten eines Delirs, welches besonders Patientinnen und Patienten mit Demenz betrifft, ein großes Problem, da diese ihre Heilung nicht mehr aktiv unterstützen können. Durch das Auftreten einer Komplikation steigt auch die Wahrscheinlichkeit für weitere Komplikationen wobei die Vor-und Begleiterkrankungen ausschlaggebend sind,” erklärt Prim. Zink. Zudem sei der Heilungsverlauf aufgrund des hohen Alters oft verzögert, wodurch ein Verlust von Mobilität und Selbstständigkeit droht.

Am Department für Akutgeriatrie & Remobilisation, einem Schwerpunkt des Elisabethinen-Krankenhauses Klagenfurt, werden ältere Patienten nach orthopädischen und chirurgischen Eingriffen oder bei internistischen Erkrankungen betreut.

Quelle: Pressemitteilung des Elisabethinen-Krankenhauses Klagenfurt