Nachruf auf den ehemaligen ÖGARI-Präsidenten Univ. Prof. Dr. Hans Gombotz

Univ. Prof. Dr. Hans Gombotz ist am 13. September 2021 nach langem, mit viel Geduld und anfänglicher Zuversicht getragenem Leiden verstorben. Sein Name war und ist in der nationalen und internationalen wissenschaftlichen und klinischen Landschaft untrennbar mit Patient Blood Management (PBM) verbunden und zu seinem von unglaublicher Hingabe und Leidenschaft geprägten Lebenswerk geworden.

Univ. Prof. Dr. Hans Gombotz wurde am 23. Oktober 1948 in der Oststeiermark geboren. Nach seiner schulischen Ausbildung und dem Medizinstudium promovierte er 1974 an der Grazer Universität. Er trat 1979 im Anschluss an seine Turnusarztausbildung in die Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin in Graz ein, wo er seine Facharztausbildung 1981 beendete und sich in den darauffolgenden Jahren vor allem der kardiochirurgischen Anästhesiologie und Intensivmedizin zuwandte.

Wissenschaftlich waren diese Jahre von Arbeiten über die kardiale Elektrophysiologie geprägt. Aus diesem Interesse ist auch eine enge Kooperation mit John Atlee vom Medical College of Wisconsin, Milwaukee USA, entstanden sowie die 1990 erfolgte Habilitation über das Thema „Sinusknotenhemmer in der Koronarchirurgie“.

Als wäre es seine Bestimmung gewesen, erwachte dann aber ganz plötzlich, eine von unglaublicher persönlicher Faszination geprägte Begeisterung für klinisch relevante Blutsparkonzepte, dem damaligen Begriff, aus dem allmählich der heute international gebräuchliche Begriff PBM hervorgegangen ist.

Die Zeit war reif für dieses Thema und Hans Gombotz suchte und fand Kliniker und Wissenschaftler auf nationaler und internationaler Ebene, die ein multidisziplinäres evidenzbasiertes, letzthin die ganze Welt umspannendes Netzwerk etablierten.

2001 wurde er zum Leiter der Abteilung- heute Klinik- für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin in Linz ernannt, der an sich ältesten deutschsprachigen Anästhesieabteilung. Von 2005 bis 2007 war er Präsident der ÖGARI und organisierte in dieser Funktion den 1. ÖGARI Kongress in Linz.

Auch in diesen beiden Funktionen versuchte er, dem PBM Konzept zum Durchbruch zu verhelfen. In der Durchsetzung seiner von innerster Überzeugung getragenen und dem Patientenwohl verpflichtenden Vorstellungen scheute er auch nicht die Konfrontation mit Andersdenkenden, manchmal schärfer gesagt als gemeint, und hin und wieder mit herbem steirischen Humor gewürzt. In seinen Versuchen andere mit wissenschaftlich belegten Argumenten zu überzeugen, verhehlte er mitunter auch nicht seine manchmal bittere Enttäuschung. Andererseits erzählte er in enthusiastischer, oft euphorischer Stimmung von den erfolgten und erfolgreichen Meilensteinen im PBM, wie die Anerkennung der Bedeutung von PBM durch die WHO und die Implementierung, anfänglich vor allem in Australien und den USA, denen dann immer mehr Länder weltweit folgten.

In Anerkennung seiner internationalen Leistungen wurde ihm 2018 in den USA der President‘s Award der Society of Advanced Blood Management verliehen. Weit über 150 Publikationen umfasst seine Literaturliste. In diesem letzten, von viel Leid geprägten Lebensjahr, durfte er aber noch glücklich seine im April geborene Enkelin in die Arme schließen.

Die ÖGARI verliert mit Univ. Prof. Dr. Hans Gombotz eine prägende Persönlichkeit. Seine Verdienste, weit über unser Fach hinausgehend, bleiben unvergessen. Seinem Wunsch und seiner „Dedication“ wäre wohl am meisten entsprochen, wenn PBM untrennbar mit seinem Namen in Verbindung bliebe.

Univ. Prof. Dr. Helfried Metzler