Vorstandsmitglied Assoc. Prof.in Priv.-Doz.in Dr.inEva Schaden hat im Rahmen einer Initiative des Gesundheitsministeriums[1] an den Empfehlungen zur Prävention, Diagnostik, Behandlung und Nachbetreuung von Sepsis mitgearbeitet.


 Wien, 12. September 2024 – Anlässlich des World-Sepsis-Day, zum 13. September 2024 begrüßt die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) die Veröffentlichung eines Konsensuspapiers zur Sepsis in Österreich. Dieses wichtige Strategiepapier regelt den Umgang mit der nach dem Epidemiegesetz[2] nur teilweise meldepflichtigen Erkrankung und bietet Empfehlungen zur Prävention, Diagnostik, Behandlung und Nachsorge von Sepsis. 

»Bei einer Sepsis wird eine lebensbedrohliche Organdysfunktion ausgelöst. Die breite Anwendung der Empfehlungen zur Früherkennung, treffsicheren Therapie und Nachsorge der Sepsis ist für uns Intensivmediziner:innen ein wesentlicher Beitrag, um die Morbidität und Mortalität der Sepsis zu senken«, erklärt Assoc. Prof.in Priv.-Doz.in Dr.inEva Schaden, Mitautorin des Konsensuspapiers und Vorstandsmitglied der ÖGARI sowie Präsidentin der FASIM (Federation of Austrian Societies of Intensive Care Medicine).



Intensive Aufklärung und Information über Sepsis ist mit dem Konsensuspapier einen Schritt weiter

In Österreich erkranken Schätzungen zufolge jährlich ~28.000 Personen an Sepsis und ~6.700 Menschen verlieren ihr Leben an den Folgen dieser Erkrankung. Weltweit zählt Sepsis zu den häufigsten und am wenigsten erkannten Erkrankungen, statistisch gesehen mit einem Todesfall alle 2,8 Sekunden.[3] Das Auftreten der Erkrankung geht mit erheblichem Leid für die erkrankte Person einher und führt zu hohen Kosten in der Behandlung der Erkrankung und der sich daraus entwickelnden Folgeerscheinungen. Viele Patientinnen und Patienten, die eine Sepsis überlebt haben, leiden später unter neu aufgetretenen Krankheiten oder der Verschlechterung bereits bestehender Symptome. Sepsis kann durch Bakterien, Pilze, Viren oder Parasiten ausgelöst oder auch als Gesundheitssystem-assoziierte Infektion erworben werden. Bei einer Sepsis ist frühes Erkennen und Behandeln von entscheidender Bedeutung. 

Diese Fakten unterstreichen den dringenden Handlungsbedarf. »Sepsis ist eine der größten Herausforderungen für uns Intensivmediziner:innen, da es sich um einen medizinischen Notfall handelt. Der septische Schock ist eine schwere Form der Sepsis, bei der die Kreislauf- und Zellstoffwechselstörungen so tiefgreifend sind, dass sie die Sterblichkeit erheblich erhöhen. Die Empfehlungen für die Prävention, Diagnostik und Therapie sind daher ein wesentlicher Schritt, mit der dieser lebensbedrohlichen Erkrankung nun auch die entsprechende Beachtung zukommt.«, bestätigt auch der Präsident der ÖGARI, Univ.-Prof. Dr. Christoph Hörmann. Für die Intensivteams bestehend aus Intensivmediziner:innen, Intensivpflegekräften, Physiotherapeut:innen und vielen mehr stellt Sepsis und insbesondere der septische Schock eine immense Herausforderung  dar. 

Künstliche Intelligenz (KI) als Schlüssel zur Früherkennung und Behandlung

Für den Behandlungsverlauf und die Prognose einer Sepsis sind neben dem fachärztlichen Know-how auch die Verknüpfung aller verfügbaren Gesundheitsinformationen (z.B. Vorerkrankungen, Dauermedikation, Vitalparameter, Blutbefunde, Mikrobiologische Ergebnisse, etc.) relevant.

Daher hebt das Konsensuspapier auch das große Potenzial der Künstlichen Intelligenz (KI) für die Früherkennung, Diagnose und Behandlung von Sepsis hervor. »Die Förderung der Entwicklung von KI-Modellen zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der Sepsis im österreichischen Gesundheitswesen ist ein wichtiger Schritt in der Intensivmedizin. Wir von der ÖGARI werden alle Maßnahmen dazu unterstützen. Das zeigt sich auch bei der bevorstehenden Jahrestagung der ÖGARI, dem AIC 2024 in Salzburg, bei der die Gründungsveranstaltung der Arbeitsgruppe „Expertenkreis Digitalisierung“ stattfindet und unser Kollege Univ.-Prof. Dr. Oliver Kimberger dieses Thema als Keynote-Speaker vertieft. So soll künftig ein ethisch, wie medizinisch verantwortlicher Umgang mit der Anwendung von KI Methoden in der Behandlung von septischen Intensivpatient:innen ermöglicht werden.«, so Professor Hörmann.

Schon seit einigen Jahren zeigt der Einsatz von KI in der medizinischen Versorgung vielversprechende Möglichkeiten. Algorithmen könnten in verschiedenen Stadien der Sepsis eingesetzt werden. Ein erfolgreiches Beispiel für den Einsatz von KI ist Sepsis Watch, eine auf Deep Learning basierende Plattform, die 2018 im klinischen Routineprozess am Duke University Hospital (USA) etabliert wurde. »Die Ergebnisse zeigen, dass es bereits heute machbar ist, KI basierte Sepsis Früherkennungsmethoden in die klinische Routineversorgung zu integrieren.«, bestätigt Assoc. Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Eva Schaden. Dazu müssen allerdings die benötigten Dateninputs, insbesondere laborchemische und mikrobiologische Ergebnisse, in geeignetem Format eingespielt werden. 

In Österreich wird der Welt-Sepsis-Tag am 13. September mit dem World-Sepsis-Day-Symposium begangen. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier.


[1] MB F. Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz 
 

[3] H. C. Prescott und D. C. Angus, „Enhancing Recovery From Sepsis: A Review“ JAMA, 2018.