Genderverantwortung als Qualitätsmerkmal: ÖGARI setzt ihr Engagement fort

Redaktion: Im März 2025 beenden Sie Ihre Funktion als langjährige Genderbeauftragte im ÖGARI-Vorstand. Seit wann üben Sie dieses Amt aus?

Bartunek:  Ich habe diese Position seit Beginn der Funktionsperiode von Prof. Helfried Metzler (2009–2011) inne. Eine Genderbeauftragte im ÖGARI-Vorstand gibt es seit der Präsidentschaft von Prof. Stephan Kapral (2007–2009).

Redaktion: Ist der ÖGARI-Vorstand verpflichtet, eine Genderbeauftragte zu ernennen?

Bartunek: Ja, unter der Präsidentschaft von Prof. Udo Illievich (2013–2015) wurde die Funktion der Genderbeauftragten in den Statuten der ÖGARI verankert. Die Genderbeauftragte ist ein kooptiertes Vorstandsmitglied und hat laut Statuten das Recht, Einfluss auf die Auswahl ihrer Nachfolge zu nehmen

Redaktion: Ein kooptiertes Vorstandsmitglied hat jedoch kein Stimmrecht, oder?

Bartunek: Richtig. Kooptierten Mitgliedern kommt eine beratende und unterstützende Rolle zu. Sie werden vom Vorstand ernannt, wenn spezielles Fachwissen oder besondere Erfahrung benötigt wird – in meinem Fall betrifft das die Gleichstellung der Geschlechter und die Gendergerechtigkeit.

Redaktion: Sollte die Genderbeauftragte Ihrer persönlichen Meinung nach nicht auch ein Stimmrecht haben?

Bartunek: Ja, das wäre sicherlich sinnvoll. Allerdings würde dies eine Änderung der Statuten erfordern. Man kann die Statuten eines Vereins mit der Verfassung eines Staates vergleichen. Statutenänderungen sind ein komplexer Prozess: Änderungen werden vom Vorstand ausgearbeitet, idealerweise juristisch geprüft, und letztlich von der Generalversammlung beschlossen. Zielführend wäre es, in den Statuten festzulegen, dass ein bestimmter prozentualer Anteil der stimmberechtigten Vorstandsmitglieder weiblich sein muss.

Redaktion: Erhalten Sie für Ihre Arbeit im ÖGARI-Vorstand eine finanzielle Vergütung?

Bartunek: Alle Vorstandsmitglieder der ÖGARI arbeiten ehrenamtlich und mit großem Engagement.

Redaktion: Welche Aufgaben hatten Sie als Genderbeauftragte inne?

Bartunek:  Zu meinen Aufgaben zählte die jährliche Erhebung von Kennzahlen zur Darstellung des Frauenanteils in der Anästhesie in Österreich. Diese sind auf der ÖGARI-Website nachzulesen. Die Kennzahlen sind übrigens auch für jene interessant, die mit Gender-Themen sonst wenig zu tun haben. Zudem habe ich im ÖGARI-Vorstand Einfluss genommen auf die Vergabe verschiedener Funktionen, um in diesen den Frauenanteil zu erhöhen.  Zum Beispiel unter den AIC-Vortragenden und Vorsitzenden sowie unter den Vortragenden bei den Facharztausbildungskursen und unter den Prüfenden bei der Facharztprüfung. Außerdem gehörte es zu meinen Aufgaben, diverse Texte und das jährliche AIC-Programm auf geschlechtergerechte Sprache zu überprüfen und gegebenenfalls zu korrigieren.

Redaktion: Würden Sie Ihre Arbeit als erfolgreich bezeichnen?

Bartunek: Bestimmt gibt es immer Luft nach oben, aber wir haben gut zusammengearbeitet., Aber letztlich hängt der Erfolg der Genderbeauftragten stark von der Haltung und dem Engagement des gesamten Vorstands ab. 

Redaktion: Wurde bereits eine Nachfolgerin auserkoren und welche Qualifikationen bringt diese mit?

Bartunek: Meine Nachfolgerin wird Judith Schiefer von der MedUni Wien sein. Sie zeichnet sich durch eine große Leidenschaft für unser Fach aus und verfügt über hohe berufliche Kompetenz sowie diplomatisches Geschick. Zudem hat sie sich in ihrem Masterstudium der Gender Studies an der Universität Wien intensiv mit diesem Themenfeld auseinandergesetzt – eine ideale Kandidatin für diese Position.

Redaktion: Was wünschen Sie sich für Ihre Nachfolgerin?

Bartunek: Sie wird die von mir begonnenen Arbeiten und Bemühungen sicher fortsetzen und weiterentwickeln – und mit neuen Ideen die Sichtbarkeit und Repräsentation von Frauen in der Fachgesellschaft noch stärker fördern. Ich wünsche ihr viel Erfolg.

DANKE für das Gespräch!