ÖGARI-Präsident Prof. Markstaller: Ohne Trendwende bei den Infektionszahlen ist bestmögliche intensivmedizinische Versorgung für alle in Gefahr
Sehr besorgt zeigen sich Intensivmedizinerinnen und -mediziner sowie Pflegekräfte in ganz Österreich über die Tatsache, dass auch zehn Tage nach Inkrafttreten des aktuellen Maßnahmenpakets zur Eindämmung der SARS-CoV-2-Pandemie keine Trendwende bei den stetig ansteigenden Infektionszahlen in Sicht ist. Die Österreichische Gesellschaft für Anästhesie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) hatte die zusätzlichen Regelungen als dringend nötig begrüßt und stellt fest, dass der Trend bei Neuinfektionen, Hospitalisierungen und insbesondere der Zahl der intensivpflichtigen Patientinnen und Patienten nach wir vor steil nach oben geht. In den letzten zwei Wochen hat sich die Zahl der stationären Patientinnen und Patienten von 1.867 auf 3.811 mehr als verdoppelt, die Zahl der intensivpflichtigen COVID-19-Patientinnen und -Patienten stieg von 265 auf 546.
„Wir appellieren dringend an die Bevölkerung, die Eindämmung der Pandemie auch durch ihr Verhalten konsequent zu unterstützen. Bei allen regionalen Unterschieden und im Bewusstsein der Tatsache, dass in manchen Bundesländern die Situation bereits deutlich angespannter ist als in anderen, herrscht in ganz Österreich an den Intensivstationen große Sorge, zunehmend an die Grenzen der Leistungsfähigkeit zu geraten“, sagt ÖGARI-Präsident Univ.-Prof. Dr. Klaus Markstaller. „Die Konsequenzen dieser Entwicklung können jeden und jede treffen, möglicherweise ist das nicht allen ausreichend bewusst. Denn wenn wir an überforderten Intensivstationen nicht mehr in der Lage sind, die gewohnte medizinische und pflegerische Qualität aufrecht zu erhalten, dann hat das gefährliche Folgen für schwer kranke COVID-19-Patienten und deren Überlebenschancen, aber auch für schwer verletzte Unfallopfer, Herzinfarkt- und Schlaganfallpatienten oder onkologische oder Transplantationspatienten nach großen Operationen.“ Verliererinnen und Verlierer der Lage sind aber auch Menschen, die dringend auf elektive Eingriffe wie Hüft- oder Knieersatzoperationen warten, die verschoben werden müssen.
„Es geht jetzt um nicht mehr und nicht weniger, als die Intensivversorgung für alle bestmöglich aufrecht zu erhalten“, so Prof. Markstaller. „In den letzten Monaten wurden alle Maßnahmen in den Krankenhäusern ergriffen, um eine steigende Anzahl von Intensivpatientinnen und -patienten bestmöglich zu versorgen, aber die hochspezialisierte Intensivversorgung ist nicht beliebig erweiterbar.“
Stimmen aus der Intensivmedizin und – pflege plädieren für konsequente Einhaltung der „AHML“-Regeln
Die ÖGARI veröffentlicht auf ihrem Blog www.anaesthesie.news sowie auf ihrer Facebook-Seite www.facebook.com/anaesthesie.news unter dem Motto „Stimmen aus der Intensivmedizin und -pflege“ Videobotschaften aus Intensivstationen in ganz Österreich, die die aktuelle Lage beschreiben, die Einschätzungen und Sorgen von Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften artikulieren, die möglichen Konsequenzen der aktuellen Entwicklung skizzieren und eindringlich an alle Menschen in Österreich appellieren, die bekannten Präventionsregeln ernst zu nehmen und strikt zu leben: Eine Reduktion von Kontakten und die Umsetzung von „AHML“: Abstand halten, Händehygiene, Mund-Nasenschutz und regelmäßiges Lüften.
Quelle: Pressemitteilug der ÖGARI vom 13. November 2020