Starker Anstieg bei Neuinfektionen und Hospitalisierungen – Fast nur ungeimpfte Menschen mit COVID-19 auf Intensivstationen
Einen dringenden Impfappell an alle, die noch nicht gegen SARS-CoV-2 immunisiert sind, veröffentlicht heute die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI). „Wir betreuen heute 72 COVID-19-Patientinnen und -Patienten an den österreichischen Intensivstationen und 301 insgesamt stationär. Jeder Mensch, der schwer an COVID-19 erkrankt, ist einer zu viel. Das Risiko lässt sich vermeiden, denn wer sich impfen lässt, ist optimal gegen schwere Krankheitsverläufe geschützt“, sagt ÖGARI-Präsident Prim. Univ.-Prof. Dr. Walter Hasibeder (Krankenhaus St. Vinzenz Zams).
Nicht nur die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist zuletzt wieder stark angestiegen, auch die Zahl der Personen, die so schwer an COVID-19 erkranken, dass sie im Spital oder sogar intensivmedizinisch behandelt werden müssen. Vor genau einem Jahr waren es mit 95 hospitalisierten COVID-19-Patientinnen und -Patienten, davon 21 intensivpflichtig, weniger als ein Drittel der heutigen Belagszahlen.
Geimpfte Intensivpatientinnen oder -patienten mit COVID-19 sind absolute Ausnahme
„Allein in den vergangenen drei Wochen hat sich die Zahl der stationär aufgenommenen Erkrankten mit schwerem COVID-Verlauf verdreifacht, jene auf den Intensivstationen verdoppelt“, so Prof. Hasibeder. „Das müsste nicht sein. Es liegen inzwischen umfassende Daten aus aller Welt vor, die klar belegen, dass bei Vollimmunisierung gegen SARS-CoV-2 das Risiko eines schweren Verlaufs verschwindend gering ist. Unsere Erfahrungen an den österreichischen Intensivstationen decken sich mit den Studien. Geimpfte Intensivpatientinnen oder -patienten mit COVID-19 sind die absolute Ausnahme, und es betrifft Menschen, die an angeborenen oder erworbenen Immundefekten leiden.“ Alle anderslautenden Gerüchte, die auch derzeit wieder auf Sozialen Medien kursieren, seien „schlicht und einfach Fake News“, so der ÖGARI-Präsident.
Aktuelle Impfquote von 57 Prozent unbedingt erhöhen – Positive Pläne für „3. Stich“
Die aktuelle Impfquote von knapp 57 Prozent müsse unbedingt erhöht werden, sagt Prof. Hasibeder. „Wir appellieren dringend an alle, die das Impfangebot noch nicht wahrgenommen haben, dies jetzt zu tun. Alle Impfstoffe, die in Österreich verwendet werden, schützen bei vollständiger Immunisierung vor allen heute bekannten Virusvarianten. Und sollte man sich infizieren, dann ist jedenfalls der Schutz vor einem schweren Verlauf hoch. Den jede und jeder, die oder der nicht geimpft ist, wird sich letztlich infizieren. Und niemand kann den klinischen Verlauf und die gefährlichen Folgeerkrankungen einer Infektion im Einzelfall vorhersehen.“
Es sei zu begrüßen, dass das Gesundheitsministerium jetzt einen klaren Plan für den „dritten Stich“ im Herbst aufgesetzt habe. „Wir wissen aus internationalen Daten, dass vor allem bei älteren Menschen nach einer bestimmten Zeit die Antikörpertiter wieder sinken“, so Prof. Hasibeder. „Wollen wir also im kommenden Winter nicht wieder gerade in dieser besonders vulnerablen Gruppe vermehrt schwere Verläufe sehen, ist die Auffrischung sehr wichtig.“
Aktuelle internationale Berichte über Risiko für die Versorgungskapazitäten
Die mit der 4. Welle und einer unzureichenden Durchimpfung einhergehenden Gefahren seinen alles andere als theoretisch, betont der ÖGARI-Präsident. Das zeigen zum Beispiel die aktuellen Berichte aus Südstaaten der USA wie Alabama, wo die Impfrate deutlich niedriger ist als im nationalen Durchschnitt, und wo bereits die Intensivkapazitäten wieder ausgeschöpft sind. Auch in der Schweiz warnten angesichts stark steigender Infektions- und stagnierender Impfzahlen Experten zuletzt vor einem massiven Risiko für die Versorgungskapazitäten.