Von 9.-10. November 2018 findet in Sofia, Bulgarien, das ESA-Fokus Meeting statt. Hochkarätige Referenten aus vielen verschiedenen Ländern werden über die Herausforderungen der perioperativen Versorgung von Patienten diskutieren. Eines der Hauptthemen: Patient Blood Management.
Die ESA (European Society of Anaesthesiology) ist die führende europäische Gesellschaft für Anästhesie, Intensivmedizin, Schmerz- und perioperative Medizin. Das Credo der Anästhesie-Experten: Die Aufrechterhaltung höchster Standards in puncto Praxis und Sicherheit in Anästhesie, Intensivmedizin, Schmerz und perioperativer Medizin ist eine globale Priorität, unterstützt durch die gemeinsame internationale Expertise und Gemeinschaft.
Die Schlüsselrolle der Anästhesisten in der perioperativen Betreuung der Patienten wird im jährlichen „ESA Focus Meeting On Perioperative Medicine“ hervorgehoben. Während des zweitägigen Treffens sprechen hochkarätige Referenten aus vielen verschiedenen Ländern über die Herausforderungen, die sich bei der Versorgung von Patienten mit Blutungen oder mit einem hohen Risiko für thromboembolische Komplikationen, die eine Antikoagulanzentherapie erfordern, stellen. Im Rahmen des Treffens werden viele interessante Themen und aktuelle Forschungsergebnisse aus den Bereichen Prävention, Behandlung von blutenden Patienten, Flüssigkeitstherapie, Thromboseprophylaxe, Transfusionsstrategie und mehr präsentiert – mit der einzigartigen Möglichkeit, mit renommierten Experten auf den unterschiedlichen Gebieten zu diskutieren.
Das Hauptthema des diesjährigen ESA-Fokus-Meetings – von 9.-10. November in Sofia, Bulgarien – ist „Volumentherapie, Transfusion, Hämostase und Thrombose im perioperativen Setting“.
Patient Blood Management im Fokus
Ein Schwerpunkt wird mit speziellen Sessions auch das Patient Blood Management (PBM) sein. Prim. Prof. Dr. Jens Meier, Vorstand der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Kepler Universitätsklinikum in Linz, ist Chair einer Session zu PBM und hält auch selber einen Vortrag zum Thema „PBM auf der ICU“. Er erwartet und erhofft sich, dass das Thema PBM in Europa weiterhin sichtbarer und prominenter wird. Auch er meint, dass „die ESA sich über die Jahre zur wichtigsten anästhesiologischen Vereinigung Europas entwickelt hat. Bei den Fokus Meetings werden als Redner die Spezialisten zu den jeweiligen Fachgebieten eingeladen, um dem Thema den entsprechenden Stellenwert einzuräumen; das internationale Publikum verteilt Wissen und Meinungen vom Kongress aus nach ganz Europa.“
Zum Thema PBM mein Prof. Meier: „Patient Blood Management wird häufig präoperativ betrieben, zum Beispiel im Sinne einer Eisensubstitution oder Verabreichung von Erythropoietin oder aber postoperativ im Aufwachraum. Das Thema Patient Blood Management auf der Intensivstation wird hingegen oft vernachlässigt und ich möchte in meinem Vortrag am ESA-Meeting erläutern, was auf der ICU an PBM möglich ist und was im Gegensatz zum präoperativen PBM nicht möglich ist. Die Maßnahmen sind ähnlich, haben aber eine andere Nuancierung.“
Generell wachse die Idee des PBM in den europäischen Ländern – abhängig vom jeweiligen Land – mehr und mehr, viele wollen sich an dem Prozess der Implementierung beteiligen. Nicht zuletzt zeigt ein exponentielles Wachstum an Publikationen zum Thema ein stark steigendes Interesse an der Fragestellung PBM.
Prof. Meier: „Wir wissen schon viel über Patient Blood Management, die Implementierung ist aber nach wie vor schwierig. Das Wissen muss auf die Straße gebracht werden.“
PBM verbessert Outcome der Patienten hinsichtlich Morbidität und Mortalität
Am Wichtigsten erscheint ihm, allen Ärztinnen und Ärzten zu vermitteln, dass PBM den Sinn hat, das Outcome der Patienten im Sinne einer Reduktion von Mortalität und Morbidität zu verbessern. „Es geht prinzipiell nicht darum, weniger Konserven zu transfundieren, wiewohl es schon ein Seiteneffekt von PBM ist, dass weniger Transfusionen verabreicht werden. Aber PBM ist nicht erfunden worden, um die Anzahl der verabreichten Konserven zu verringern. Es geht um Maßnahmen im Bereich des Blutes, die die Komplikationen einer Anämie verhindern“, so Prof. Meier.
Die Implementierung des PBM ist allerdings nicht einfach. „Das neue Behandlungskonzept einzuführen ist ein großer Aufwand. Ein möglicher Grund könnte auch sein, dass es zu einer Verschiebung der Kosten aus dem Transfusions- in den Medikamentenbereich kommt, was oft auch unterschiedliche Kostenträger und Partikularinteressen betrifft. Obwohl PBM nicht aus Spargründen erfunden wurde, muss man schon sagen, dass es zumindest kostenneutral, wenn nicht sogar kostensparend ist“, meint Prof. Meier.
In Österreich sind viele Krankenhäuser mit großem Einsatz sehr bemüht, PBM zu fördern. In einzelnen Bereichen gibt es bereits Erfolge hinsichtlich restriktiver Transfusionsverabreichung; aber „in der Breite sind wir noch nicht sehr weit, was sich aber in vielen anderen europäischen Ländern genauso darstellt.“ Prof. Meier bleibt optimistisch und meint abschließend, dass die weitere Implementierung von Patient Blood Management zwar mühsam sei, aber dennoch alle auftretenden Schwierigkeiten lösbar seien. (HN/Redaktionsteam)