Studien aus der Lombardei und den USA belegen eine hohe Sterblichkeit von kritisch kranken COVID-19-Patientinnen und -Patienten. Die häufigsten Risikofaktoren sind diesen Daten zufolge fortgeschrittenes Alter, männliches Geschlecht sowie länger bestehende Vorerkrankungen.

Forscherinnen und Forscher des „COVID-19 Lombardy ICU Networks“ zeigen in einer aktuellen Arbeit, dass intensivpflichtige COVID-19-Patientinnen und-Patienten ein hohes Sterblichkeitsrisiko haben. Sie benötigen außerdem lange Aufenthalte auf der Intensivstation sowie eine längerfristige Beatmung.

Die vom Coordinating Center (Fondazione IRCCS Ca‘ Granda Ospedale Maggiore Policlinico, Mailand) durchgeführte retrospektive Kohortenstudie umfasste 3.988 kritisch kranke COVID-19-Patientinnen und Patienten, die zwischen 20. Februar und 22. April 2020 in der Lombardei stationär aufgenommen worden waren (Grasselli G, Greco M, Zanella A et al: JAMA Intern Med. Published online July 15, 2020). Die Analyse der Daten der ersten 1.715 auf Intensivstationen aufgenommenen an COVID-19 Erkrankten zeigte, dass 865 (50,4 Prozent) bis zum 30. Mai wieder entlassen werden konnten. 836 Personen (48,7 Prozent) verstarben auf der Intensivstation, 14 (0,8 Prozent) verblieben in Intensivbetreuung.

Bei der zweiten Patientensubgruppe von 2.273 Patientinnen und Patienten starben 1.926 (48,3 Prozent) bei einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 69 Tagen. Insgesamt starben 1.749 Betroffene (44,3 Prozent) in der ICU, 91 (2,3 Prozent) verblieben in der Intensivstation und 2.049 (51,4 Prozent) konnten sie verlassen.

Nach der Aufnahme in die Intensivstation brauchten 2.929 von 3.355 Patienten (87,3 Prozent) invasive mechanische Beatmung, in 633 Fällen gab es dazu keine Daten. Weitere 350 benötigten Sauerstoff via Helm oder Sauerstoffmaske.

Die Studienautorinnen und -autoren betonten, dass die Lombardei im Studienzeitraum das Epizentrum der Pandemie in Europa war und die Intensiveinrichtungen mit COVID-19-Patientinnen und -Patienten überfüllt waren, die intensivmedizinischer Behandlung auf hohem Niveau bedurften.

USA: COVID-19-Sterblichkeitsrate hängt vom Krankenhaus ab

Forscherinnen und Forscher der STOP-COVID-Gruppe haben eine Kohortenanalyse von kritisch kranken COVID-19-Patientinnen und -Patienten an den Intensivstationen von 65 US-amerikanischen Krankenhäusern durchgeführt (Gupta S, Hayek S, Wang W. Zanella A et al: JAMA Intern Med. Published online July 15, 2020). Die Studie zeigte, dass für mehr als ein Drittel die Infektionskrankheit innerhalb kurzer Zeit tödlich endete. Zwischen 4. März und 4. April 2020 starben 784 von 2.215 (35 Prozent) der Patientinnen und Patienten, die in eine Intensivstation eingeliefert worden waren, innerhalb von 28 Tagen.

Die Sterblichkeitsraten variierten jedoch stark nach Spital und reichten von sechs bis 80 Prozent. Die Sterblichkeitsrate hing stark von der Zahl der verfügbaren Intensivbetten ab, die vor Ausbruch der Pandemie zur Verfügung standen. Erkrankte, die in Krankenhäuser mit weniger als 50 Intensivbetten eingeliefert wurden, hatten ein mehr als dreimal so hohes Sterberisiko als jene, die in Spitäler mit mindestens 100 Intensivbetten aufgenommen wurden.

Risikofaktoren für COVID-19-Sterblichkeit

Als Risikofaktoren, die mit der hohen Sterblichkeit von kritisch kranken COVID-19 Patientinnen und -Patienten in Zusammenhang stehen, nennen die beiden Studien: fortgeschrittenes Alter, männliches Geschlecht und ein hoher Sauerstoffbedarf bereits bei Einlieferung. Weitere Risiken sind länger bestehende Vorerkrankungen wie COPD, Koronararterienerkrankung, Krebs sowie Nieren- und Leberdysfunktionen. Zudem erhöhen ein hoher Cholesterinspiegel, Diabetes Typ 2 und ein hoher Body-Mass-Index das Mortalitätsrisiko.

Quellen:
https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2768601
https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2768602