Bisherige klinische Daten von Patientinnen und Patienten mit COVID-19 im Krankenhaus haben gezeigt, dass 20 Prozent der Errkankten an akutem Lungenversagen (Acute Respiratory Distress Syndrome, ARDS) leiden, das oft durch Lungenödeme charakterisiert wird. Derzeit ist kein Arzneimittel speziell für die therapeutische Behandlung von Lungenpermeabilitätsödemen oder ARDS zugelassen. Der neue Wirkstoff Solnatide, ein von dem Wiener Unternehmen Apeptico entwickeltes synthetisches Peptid, wird an der MedUni Wien bereits an ersten Patientinnen und Patienten mit COVID-19 getestet, heißt es in einer Pressemitteilung der MedUni Wien. Studienleiter Univ.-Prof. Dr. Markus Zeitlinger, Leiter der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie der MedUni Wien: „Der Wirkstoff hat sich bereits in klinischen Studien zur Behandlung von Lungenversagen bewährt und steht kurz vor der Zulassung. Wir testen das nun an insgesamt 40 Probandinnen und Probanden mit COVID-19.” Diese sind je zur Hälfte der Studien- und der Pralceobo-Kontrollgruppe zugeteilt. Die Hoffnung sei, so Prof. Zeitlinger, dass sich mit dem neuen Wirkstoff leichtere Krankheitsverläufe erreichen lassen.“ Die Studie wurde in enger Abstimmung mit der Ethikkommission der MedUni Wien und den Behörden beschleunigt zugelassen und gemeinsam mit der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie an der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie durchgeführt. Univ.-Prof. Dr. Klaus Markstaller, Leiter der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie: „Wir freuen uns besonders, dass die jahrelangen Vorarbeiten auf diesem Gebiet möglicherweise eine Therapieoption bei schweren Verläufen von COVID-19 ermöglichen“. Der vom Wiener Unternehmen Apeptico GmbH entwickelte Wirkstoff Solnatide ist ein synthetisches Peptid mit weniger als 20 Aminosäuren. Die Erwartungen aus bisherigen klinischen Untersuchungen sind, dass das direkt in Form eines flüssigen Aerosols in die unteren Atemwege eingebrachte Solnatide den pulmonalen Natriumionenkanal (ENaC) aktiviert, um die Clearance der Flüssigkeitsbildung in den Lungenbläschen direkt zu aktivieren und das Austreten von Blut und Flüssigkeiten aus den Kapillaren zu verringern. Das soll das Ausmaß vom alveolären Ödem reduzieren bzw. dessen Auflösung beschleunigen. Zusätzlich zu diesem Effekt wirkt Solnatide weiteren Komplikationen entgegen, die häufig bei Lungenversagen beobachtet werden. Der Wirkstoff wurde ursprünglich für die therapeutische Behandlung von PatientInnen mit akutem Lungenversagen und verschiedenen Formen des lebensbedrohlichen Lungenpermeabilitätsödems (PPO) entwickelt. Dazu bestand oral inhaliertes Solnatide bereits eine klinische Phase-I-Studie beim Menschen sowie einen klinischen Proof-of-Concept in einer randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie (Klinische Phase-II-Studie) und auch eine Phase-II-Pilotstudie bei PatientInnen mit Lungenentzündung, Sepsis, ARDS, primärer Transplantatdysfunktion und anderen Ursachen von lebensbedrohlichen Lungenfunktionsstörungen. „Sollte der Wirkstoff erfolgreich sein, setzen wir auf ein beschleunigtes Bewilligungsverfahren durch die Zulassungsbehörden“, erklärt Zeitlinger. Die Studie wird im Rahmen eines FFG Corona Emergency Calls gefördert. (Pressemitteilung der MedUni Wien/RED) Fotocredit: © MedUni Wien |