Eine neue österreichische Leitlinie fasst umfangreiche Empfehlungen zum Management von Kreuzschmerzen mit unspezifischer Ursache zusammen. Unter dem Vorsitz des Gesundheitsministeriums haben zahlreiche Fachgesellschaften, darunter auch die ÖGARI, an diesem Update mitgearbeitet.

Kreuzschmerzen sind bekanntlich eine erhebliche Herausforderung: viele Betroffene, verschiedenste Ursachen und zahlreiche Behandlungsansätze. Eine neue Leitlinie soll jetzt für Orientierung sorgen, wie das Management von akuten, subakuten, chronischen und rezidivierenden unspezifischen Kreuzschmerzen bei Erwachsenen am besten gestaltet sein sollte.

Die Leitlinie ist Mitte Juli 2018 vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz veröffentlicht worden. Sie basiert auf der neuesten wissenschaftlichen Literatur zum Thema und auf Konsensmeinungen der beteiligten Expertinnen und Experten. An dem 110 Seiten starkem Werk haben zahlreiche assoziierte wissenschaftliche Fachgesellschaften der Österreichischen Ärztekammer mitgewirkt. Auch die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) war wesentlich daran beteiligt.

Die Leitlinie liefert umfangreiche Empfehlungen zu Diagnostik, Behandlung und Prävention, nimmt aber auch dezidiert Stellung zu Maßnahmen, die derzeit als unzweckmäßig oder unzureichend erachtet werden.

Zwischen 60 und 85 Prozent der Menschen in den Industriestaaten leiden im Laufe ihres Lebens an unspezifischen Kreuzschmerzen. Diese Erkrankungen führen zu enormen direkten und indirekten Kosten. Das Problem wird sich aufgrund der demographischen Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten weiter vergrößern.

Die Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass der unspezifische Kreuzschmerz eine komplexe Erkrankung ist. Therapien seien nur dann erfolgreich, wenn sie nicht nur medizinische, sondern auch soziale und psychologische Aspekte adressieren. Die Autoren der Leitlinie weisen aber darauf hin, dass derartige multidisziplinäre Therapien im österreichischen medizinischen Versorgungssystem nicht immer problemlos durchgeführt werden können. Die Verfasser stellen auch fest, dass es ist Österreich schwer bis unmöglich ist, die Leitlinien konsequent einzuhalten: Sie orten Struktur- und Ausbildungsmängel. Zum Beispiel können Betroffene nicht immer rechtzeitig Hilfe durch Psychologinnen und Psychologen in Anspruch nehmen. In der Phase des chronifizierten unspezifischen Kreuzschmerzes ist es außerdem in Österreich derzeit nicht möglich, standardisierte multimodale Therapiekonzepte nach den international gültigen klinischen Regeln umzusetzen.

Die detaillierten diagnostischen und therapeutischen Empfehlungen der neuen Leitlinie sind hier nachzulesen. (SW/Redaktionsteam)

 

Quelle: Update der evidenz- und konsensbasierten Österreichischen Leitlinie für das Management akuter, subakuter, chronischer und rezidivierender unspezifischer Kreuzschmerzen 2018 – Kurzbezeichnung Leitlinie Kreuzschmerz, 2018, Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz

Langfassung, 1. Auflage, Version 1, 2018