Positiv bewertet die Österreichische Gesellschaft für Anästhesie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) das gestern von der Regierungsspitze angekündigte und heute im Hauptausschuss des Nationalrates behandelte Maßnahmenpaket zur Eindämmung der stetig steigenden Neuinfektionen mit SARS-CoV-2. „Wir begrüßen diese aktuellen Schritte im Pandemie-Management, die aus Sicht unseres Fachgebietes dringend erforderlich waren“, sagt ÖGARI-Präsident Univ.-Prof. Dr. Klaus Markstaller. „Die Einschränkungen verlangen uns allen viel ab, aber es ist auch im Interesse von uns allen hoch an der Zeit, die gefährliche Dynamik einzubremsen, die sich bei den Zahlen der Neuinfektionen, Spitalsaufnahmen und Aufnahmen auf den Intensivstationen entwickelt hat.“
Präsident Prof. Markstaller: Vorsichtsmaßnahmen konsequent leben bedeutet, das Gesundheitssystem für alle zu schützen
Mit 31. Oktober lag die Zahl der stationären Patientinnen und Patienten mit einer COVID-19-Erkrankung bei 1.867, das ist nahezu das Doppelte des Höchststandes von Anfang April. „Mit 265 intensivpflichtigen COVID-19-Patientinnen und -Patienten war gestern das Spitzenniveau vom April wieder erreicht, allerdings ist im Gegensatz zu damals noch nicht der Zenit erreicht, weil sich die aktuellen Maßnahmen erst zu einem späteren Zeitpunkt niederschlagen werden“, erklärt Prof. Markstaller.
„AHML“-Regeln konsequent leben – Krise in der Gesundheitsversorgung hintanhalten
Wenn die Maßnahmen jetzt konsequent gelebt würden, so der ÖGARI-Präsident, „dann haben wir gute Karten, die Infektionsdynamik positiv zu beeinflussen.“ Es gäbe zahlreiche Belege dafür, dass eine Einschränkung von Kontakten und eine Risikoreduktion durch die bekannten Regeln – Abstand halten, Händehygiene, Mund-Nasenschutz und regelmäßiges Lüften – zentrale Instrumente sind, um die Kontrolle über die Pandemieentwicklung zurückzuerlangen.
Eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung droht, rasch zu einer Überlastung des Gesundheitssystems zu führen. „Wir brauchen jetzt die Trendwende, um einer Überforderung der Spitals- und insbesondere der Intensivkapazitäten Einhalt zu gebieten“, so Prof. Markstaller. „Denn gerade die hochspezialisierte Intensivversorgung ist nicht beliebig erweiterbar.“
Prof. Markstaller: „Wir haben in Österreich ein hochentwickeltes und hervorragendes Gesundheitssystem und sind es gewohnt, die bestmöglichen Ergebnisse – etwa bei Parametern wie Sterblichkeit oder Komplikationen – zu erreichen. Bei Überlastung des Systems ist die individuell optimale Betreuung für jede und jeden kritisch Kranken – ob mit oder ohne COVID-19 – nicht mehr möglich und weicht einer ‚Triagemedizin‘ – es sind also Priorisierungen nötig und nicht alle kommen in den Genuss einer optimalen Versorgung.“ Dann steige auch ganz klar die Sterblichkeit, das zeigen die Erfahrungen aus anderen Ländern, wo diese Überlastung eingetreten ist. „Im Klartext: Es sterben Menschen, die nicht sterben müssten“, so der ÖGARI-Präsident. „Wir alle haben es jetzt alle gemeinsam in der Hand, den aktuellen Infektionstrends gegenzusteuern und Schlimmstes zu verhindern.“
Quelle: Pressemitteilung der ÖGARI vom 1. November 2020