Update zu den Aktivitäten der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) von ÖGARI-Präsident Univ.-Prof. Dr. Klaus Markstaller in den Anästhesie Nachrichten 4/2021

Sehr geehrte Leserinnen und Leser der Anästhesie Nachrichten, liebe ÖGARI-Mitglieder, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich darf mich bei Ihnen allen ganz herzlich für Ihre herausragenden Leistungen und Ihr großes Engagement im vergangenen Jahr bedanken!

Es war ein Jahr voller Herausforderungen, das uns alle gefordert hat wie kaum eines jemals zuvor.

Die Intensivmedizin stand 2020 im öffentlichen und medialen Fokus. Dieser Umstand gibt uns jetzt auch Gelegenheit, nachdrücklich auf unsere Forderungen hinzuweisen, um auch für die Zukunft die bestmögliche intensivmedizinische Betreuung für alle, die eine solche benötigen, anbieten zu können. Wir werden entsprechende Kapazitäten und infrastrukturelle – vor allem aber auch personelle – Ressourcen auch im heurigen Jahr dringend benötigen, denn die Pandemie wird uns weiterhin fordern und uns alles abverlangen.

Aber nicht nur die Kolleginnen und Kollegen auf den Intensivstationen – und mit ihnen natürlich sämtliche Vertreterinnen und Vertreter anderer Berufsgruppen – haben 2020 Außergewöhnliches geleistet. Das SARS-CoV-2-Virus brachte auch massive Belastungen für alle anderen Säulen der ÖGARI mit sich, oft nicht so wahrgenommen, aber um nichts weniger herausfordernd, von der präklinischen Notfallmedizin über die Anästhesie bis hin zur Schmerzmedizin und besonders auch der Palliativmedizin. Neben den medizinischen Herausforderungen sind wir auch mit ethischen Fragestellungen konfrontiert. Unser Ziel als ÖGARI war es, Sie mit Expertise und Empfehlungen für die klinische Praxis zu unterstützen, jeweils am aktuellen Stand der Wissenschaft – nicht zuletzt mit Beiträgen in den Anästhesie Nachrichten. Daran wollen wir auch 2021 festhalten.

So wurde in der vorliegenden Ausgabe, um nur ein Beispiel zu nennen, das DFP-Literaturstudium „SARS-CoV-2-Behandlungsempfehlungen für die Intensivstation“, das in Ausgabe 2/2020 erstmals publiziert wurde, upgedated und um die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse ergänzt (siehe Seite 52).

Die European Society for Intensive Care Medicine (ESICM) hat vor dem Jahreswechsel ein Positionspapier vorgelegt, das eine Harmonisierung der intensivmedizinischen Expertise innerhalb der Europäischen Union anstrebt, um Intensivmedizinerinnen und -medizinern Mobilität in Europa zu ermöglichen.

Die ÖGARI begrüßt grundsätzlich einen einheitlichen europäischen Qualitätsstandard in der Intensivmedizin, der auch eine gegenseitige Anerkennung intensivmedizinischer Qualifikationen auf der Basis unterschiedlicher Systeme in den Mitgliedsstaaten fördert. Leider wurde der Weg, dieses Ziel zu erreichen, im Vorfeld nicht mit den nationalen intensivmedizinischen Fachgesellschaften oder der UEMS (European Union of Medical Specialists) inhaltlich abgestimmt. Dieses Versäumnis führt nun dazu, dass verschiedene nationale Fachgesellschaften Einspruch dagegen formuliert haben – unter anderem die ÖGARI.

Inhaltlich sind wir der Überzeugung, dass ein Grundlagenfach für die Intensivmedizin langfristig erfolgversprechender ist als ein intensivmedizinischer Facharzt, wie es das ESICM-Positionspapier suggeriert. Das Praktizieren der Intensivmedizin setzt fundiertes Wissen in Physiologie, Pathophysiologie und den Behandlungswegen unterschiedlicher Erkrankungen voraus, die nicht nur im intensivmedizinischen Kontext erlernt werden können. Daher muss aus unserer Sicht eine stärkere Harmonisierung der intensivmedizinischen Qualifikation über ein Grundlagenfach gestärkt werden, nicht über das Konzept des intensivmedizinischen Facharztes. Letzteres wird von der ÖGARI abgelehnt, das Positionspapier – auch in einer zwischenzeitlich revidierten Form – können wir daher nicht mittragen. Ein Abgehen von unserem umfassenden Ausbildungsweg würde sich mittelfristig nachteilig auf die intensivmedizinische Landschaft in Österreich auswirken. Unsere Argumente haben wir in einer Stellungnahme an die ESICM ausführlich dargelegt und kommentiert. Die gesamte Stellungnahme finden Sie auf Seite 9 dieser Ausgabe.

Ich wünsche Ihnen und uns allen ein sehr viel besseres Jahr 2021 und danke Ihnen nochmals für Ihren herausragenden, tagtäglichen Einsatz für die uns anvertrauten Patientinnen und Patienten!

Mit ganz herzlichen Grüßen,
Ihr

Univ.-Prof. Dr. Klaus Markstaller
Präsident der ÖGARI