Die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) begrüßt die umfangreichen Maßnahmen der österreichischen Bundesregierung bzw. der Behörden zum Eindämmen der weiteren Verbreitung des Corona-Virus.
Bei schwerem Krankheitsverlauf durch eine SARS-CoV-2-Infektion stehen die virale Pneumonie bzw. im schwersten Fall akutes Atemversagen (ARDS) im Vordergrund, daher ist es kritisch, auseichende Beatmungskapazitäten sicherzustellen. Österreich und Deutschland sind im europäischen Vergleich gut ausgestattet, was die Zahl der Spitalsbetten pro Einwohner und die Zahl der Intensivbetten pro Einwohner.
Vor dem Hintergrund aktueller Prognosen zur möglichen weiteren Ausbreitung des Corona-Virus ist es aus Sicht der ÖGARI ein Gebot der Sorgfalt und Verantwortung, alle erforderlichen Maßnahmen konsequent umzusetzen, um die bestehenden Intensivkapazitäten zu entlasten, die Ressourcen sorgfältig und verantwortungsvoll einzusetzen, aber parallel dazu auch zu erhöhen, damit sie zur Verfügung stehen, wenn der Bedarf steigt. Wann eine kritische Situation erreicht sein könnte, ist von der weiteren Ausbreitung des Virus bzw. dem Erfolg der Eindämmungsmaßnahmen abhängig, jedoch aus aktueller Sicht nicht vorhersehbar.
Zu diesen Vorsorgemaßnahmen gehören die folgenden Aspekte:
Patienten-Abfluss
- Es ist danach zu trachten, in Intensivstationen befindliche Patienten möglichst schnell wieder auf Normalstationen zu transferieren.
Patienten-Zufluss
Es ist in dieser Situation sinnvoll, den Patienten-Zufluss auf Intensivstationen wo immer möglich zu steuern.
- Es ist besonders darauf Bedacht zu nehmen, welche Patientinnen und Patienten wirklich ein Intensiv-Bett mit entsprechender Behandlung benötigen, und welche nicht, damit die Ressourcen bestmöglich eingesetzt werden.
- Wenn für die betroffenen Patientinnen und Patienten kein Nachteil entsteht, sollten solche geplanten chirurgischen Eingriffe verschoben werden, bei denen absehbar im Anschluss eine intensivmedizinische Betreuung erforderlich ist.
Ausbau
- Gleichzeitig müssen die
Bemühungen in die Richtung gehen, die Intensivkapazitäten auch zu erhöhen.
- Bestehende, aber gesperrte Intensivbetten werden zu öffnen sein.
- Betten auf Aufwachstationen können für Patientinnen und Patienten mit Beatmungsnotwendigkeit aufgerüstet werden. Auch die bestehenden Intermediate Care-Einheiten können genutzt werden.
Ein kritischer Punkt ist die Verfügbarkeit von medizinischem Personal, das bereits jetzt punktuell knapp ist. Hier ist es besonders wichtig, Gesundheitspersonal durch geeignete Maßnahmen vor Infektionen bestmöglich zu schützen.
Patientenbesuche müssen auf ein Minimum reduziert werden, damit das Corona-Virus nicht in Krankenhäuser eingebracht wird. Die Information der Bevölkerung über das richtige Verhalten im Verdachtsfall bleibt wesentlich: Patientinnen und Patienten mit verdächtigen Symptomen sind weiterhin aufgerufen, nicht in eine Spitalsambulanz gehen, um nicht andere Patienten und das Personal zu infizieren, sondern stattdessen zu Hause zu bleiben und die „Gesundheitsnummer“ 1450 wählen.
Univ.-Prof. Dr. Klaus Markstaller
Präsident der ÖGARI
Leiter der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie, MedUni Wien/AKH