Die Lebenserwartung in Österreich steigt. In jedem Jahrzehnt nimmt sie um zwei Jahre zu. 2030 werden bereits eine Million Österreicherinnen und Österreicher über 75 Jahre alt sein. Die adäquate Schmerzbehandlung auch im höheren Lebensalter steht im Mittelpunkt des 26. Wissenschaftlichen Kongresses der Österreichischen Schmerzgesellschaft.
Laut Österreichischer Schmerzgesellschaft leiden vier von fünf Menschen über 60 Jahren unter (chronischen) Schmerzen. Nicht selten werden Schmerzen in höherem Lebensalter von den Betroffenen als „schicksalshaft“ hingenommen. Dazu kommt, dass etwa kognitiv eingeschränkte Personen häufig nicht oder nur unzureichend auf Schmerzen aufmerksam machen können.
Ältere Personen leiden zudem oft gleich unter mehreren Erkrankungen, die medikamentös behandelt werden müssen. Und je mehr Arzneimittel eine Patientin/ein Patient einnehmen müssen, desto stärker steigt das Risiko für schwerwiegende Wechselwirkungen. Eine wirksame und ausreichende Schmerztherapie bei gleichzeitig vorliegenden anderen Alterserkrankungen stellt daher die behandelnden Ärztinnen und Ärzte vor eine Reihe von Herausforderungen.
Auch der mit steigendem Lebensalter sich verändernde Stoffwechsel muss für eine adäquate und möglichst neben- und wechselwirkungsarme Schmerztherapie berücksichtigt werden. Insbesondere bei Gabe von Opioiden sollte unterdosiert begonnen werden, um der Patientin/dem Patienten eine Gewöhnung an die Wirkung der Substanz zu ermöglichen. Dies hilft dabei, das Sturzrisiko aufgrund von Nebenwirkungen wie Schwindel, zu verringern. Erst langsam sollte die Dosis hinauftitriert werden, bis eine wirksame Schmerzkontrolle erreicht ist. Ängste vor einer Suchtentwicklung aufgrund einer Opioideinnahme sollten thematisiert werden. Die Gefahr einer Suchtentwicklung bei adäquater Therapie ist verschwindend gering.
Neben einer optimalen medikamentösen Schmerztherapie bilden nicht-medikamentöse Verfahren eine wichtige Säule in der Schmerzbehandlung bei älteren Menschen. Dazu zählt etwa körperliches Training, das altersangepasst durchgeführt werden sollte. Um Schmerzen dauerhaft kontrollieren zu können, sind körperliche und geistige Aktivitäten besonders wichtig. Vor allem (altersangepasstes) Ausdauertraining, das für mehr Beweglichkeit und Kraft sorgt, ist ein wichtiger Aspekt in der dauerhaften Schmerzkontrolle. Auch psychologische Verfahren, wie etwa Entspannungsmethoden tragen zur Schmerzlinderung bei.
Vielfach ist die Schmerzbehandlung älterer Menschen heute noch unzureichend. Die Angst vor Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die gegen Alterserkrankungen verordnet werden, kann eine adäquate Schmerztherapie im Alter behindern. Das muss nicht sein. Werden Komorbiditäten und der veränderte Stoffwechsel Älterer berücksichtigt, ist eine wirksame Schmerztherapie auch in höherem Lebensalter sehr gut möglich.
Die älter werdende Bevölkerung und die damit einhergehenden Erkrankungen und Schmerzzustände stellen Ärztinnen und Ärzte vor große Herausforderungen. Deshalb steht der 26. Wissenschaftliche Kongress der Österreichischen Schmerzgesellschaft (24. bis 26. Mai 2018) unter dem Motto: „Schmerzmedizin trifft Alternsmedizin.“
26. Wissenschaftlicher Kongress der Österreichischen Schmerzgesellschaft
„Schmerzmedizin trifft Alternsmedizin“
24. bis 26. Mai 2018
voestalpine Stahlwelt, Linz
www.oesg-kongress.at