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Der ÖGARI-Präsident appelliert am Tag der Organspende, 10.10. 2024 zum vorausschauenden Gespräch in der Familie und mit den Angehörigen, denn Organe sind weltweit Mangelware, auch in Österreich

08.10 2024, Wien/St. Pölten Organspende rettet Leben. Doch die Anzahl der transplantierten Spenderorgane war im Jahr 2023 auf einem historischen Tiefstand verglichen mit den letzten dreißig Jahren. Neben der Lebendspende von Organen (zum Beispiel Nierenspende) stammt der Großteil der transplantierten Organe von auf der Intensivstation am Hirntodsyndrom verstorbenen Patienten, bei denen nach der Todesfeststellung eine Organentnahme mit nachfolgender Transplantation möglich ist. Die geringe Anzahl an Organspenden und damit verbunden an Transplantationen führt dazu, dass ein immer größerer Teil der für eine Organtransplantation gelisteten Patienten stirbt, ohne transplantiert worden zu sein. In den vergangenen Jahren waren das 50 bis 60 Patienten pro Jahr.
Trotzdem zögern viele Menschen in Österreich, sich mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen. In Österreich ist die Widerspruchslösung im Transplantationsgesetz verankert. Diese besagt, dass eine Organentnahme bei einer potenziellen Spenderin oder einem potenziellen Spender nach Feststellung des Todes zulässig ist, sofern die/der Verstorbene nicht schon zu Lebzeiten einer Organspende widersprochen hat. Dieser Widerspruch kann einerseits durch Eintragung in das Widerspruchsregister, das von der Gesundheit Österreich GmbH geführt wird, dokumentiert werden, des Weiteren durch einen entsprechenden Eintrag in einer Patientenverfügung oder aber auch durch eine im Personalausweis mitgeführte Notiz. Liegt kein Eintrag in das Widerspruchregister oder sonstiger Hinweis auf einen Widerspruch vor, wird vom Intensivteam gemeinsam mit den Angehörigen des verstorbenen Patienten versucht, den mutmaßlichen Patientenwillen im Hinblick auf eine Organspende zu ermitteln und auf dieser Basis die Entscheidung für oder gegen eine Organentnahme zu treffen. 
 
Intensivmediziner sind in diesem Kommunikationsprozess besonders gefordert 
 
Nach Übermittelung der Todesnachricht ist der Augenblick, wo Ärzte und medizinisches Personal der Intensivstation gemeinsam mit den Angehörigen den mutmaßlichen Willen im Hinblick auf eine Organspende ermitteln müssen. Ein schwieriger Moment, wo sich die Trauer über den Verlust des Angehörigen mit diesem Ansinnen jemanden Dritten durch diese Organspende zu neuem Leben verhelfen zu können vermischt. Die Vorstellung, dass nach dem Tod durch eine Organspende Leben anderer gerettet werden können, kann vielen Angehörigen in dieser Situation Trost spenden. »Für viele Hinterbliebene ist dies ein tröstlicher Gedanke,« so Univ.-Prof. Dr. Christoph Hörmann, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI), Leiter der klinischen Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum St. Pölten und Transplantationsreferent der Region Ost (Niederösterreich und Burgenland). »Diese Aspekte sollten in der Kommunikation berücksichtigt werden, um den positiven Einfluss der Organspende auf das Leben von Empfängern zu verdeutlichen.«
 
Schulungen und Unterstützung für medizinisches Personal sind wesentlich
 
Um das medizinische Personal zu unterstützen, werden in Österreich Fortbildungsseminare und Schulungen von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) angeboten. Gerade Intensivmediziner sind in dieser emotional herausfordernden Situation gefragt, eine klare und einfühlsame Kommunikation zu führen, da die Organentnahme und die nachfolgende Transplantation logistisch sehr aufwendig sein kann und Zeit dann oft ein kritischer Faktor ist. „Ein Herz muss innerhalb von vier Stunden, eine Lunge innerhalb von zehn und eine Leber innerhalb von 16 Stunden transplantiert werden. Nieren können bis zu 36 Stunden lang auf Eis liegen,“ betont Professor Hörmann und verweist auf die Dringlichkeit der Thematik.

Mit Gesprächen in den Familien zur Selbstbestimmung des Einzelnen 
 
Professor Dr. Christoph Hörmann betont, dass die Auseinandersetzung mit der Organspende bereits zu Lebzeiten eine große Hilfe sein kann. »Offene Gespräche innerhalb der Familie oder des Freundeskreises tragen dazu bei, Klarheit zu schaffen und den Angehörigen im Ernstfall eine schwere Entscheidungsfindung über den mutmaßlichen Patientenwillen im Hinblick auf eine Organspende zu erleichtern.« Ein solches Gespräch kann nicht nur emotional entlastend sein, sondern bietet auch die Möglichkeit, den eigenen Willen eindeutig zu formulieren. So wird vermieden, dass medizinisches Personal in einer ohnehin schwierigen Situation die Angehörigen zusätzlich mit der Frage nach dem mutmaßlichen Patientenwillen belasten muss.
 
Appell an die Bevölkerung: Der ÖGARI-Präsident appelliert daher an alle Österreicher, sich rechtzeitig mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen und das Gespräch darüber zu suchen. Denn auch in Österreich sind Organe Mangelware, und die Notwendigkeit, diesen wertvollen Beitrag zur Medizin zu leisten, wächst täglich.