Patientinnen und Patienten, die sich einer Operation unterziehen müssen und mit dem SARS-CoV-2 Virus infiziert sind, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an Komplikationen zu sterben. Wie eine internationale Kohortenstudie zeigte, starb fast jeder vierte mit SARS-CoV-2 infizierte Chirurgie-Patient innerhalb von 30 Tagen nach einer Operation.

Die Studie der britischen „COVIDSurg Collaborative“ untersuchte 1.128 Chirurgie-Patientinnen und -Patienten aus 235 Krankenhäusern in 24 Ländern, bei denen eine SARS-CoV-2 Infektion bestätigt wurde, und zwar in dem Zeitfenster von bis zu sieben Tagen vor bzw. 30 Tagen nach einer Operation. Die Forscherinnen und Forscher analysierten für den Zeitraum 1. Jänner bis 31. März 2020 die 30-Tage-Mortalitätsrate sowie die pulmonalen Komplikationsraten dieser Patientinnen und Patienten. Bei der überwiegenden Mehrheit der Betroffenen wurde die Infektion erst nach dem chirurgischen Eingriff festgestellt. Bei rund 75 Prozent der Fälle handelte es sich um eine Notoperation, beim anderen Viertel war die Operation geplant.

Die Studienergebnisse im Überblick:

  • Die 30-Tage-Gesamtmortalität betrug 23,8 Prozent (268 von 1.128).
  • Bei 294 (26,1 Prozent) der Patientinnen und Patienten wurde vor der Operation eine SARS-CoV-2 Infektion bestätigt.
  • Bei rund der Hälfte der Patientinnen und Patienten traten pulmonale Komplikationen auf (51,2 Prozent, 577 von 1.128).
  • Die 30-Tages-Mortalität der Patientinnen und Patienten mit Lungenkomplikationen betrug 38 Prozent (219 von 577) – das bedeutet, dass 81,7 Prozent (219 von 268) aller Todesfälle auf pulmonale Komplikationen zurückzuführen waren.
  • Nach größeren Eingriffen wie Hüft- oder Darmkrebsoperationen war die Mortalität am höchsten: Sie betrug 26 Prozent.
  • Bei kleineren Operationen wie Blinddarmentfernung oder Hernienreparatur starben 16,3 Prozent.
  • Nach Notfalloperationen war die Mortalität höher als nach geplanten Eingriffen (25,6 Prozent versus 18,9 Prozent).
  • Die 30-Tages-Mortalität war bei Männern höher als bei Frauen (28,4 Prozent versus 18,2 Prozent) und bei Patienten ab 70 Jahren höher als bei jüngeren Patienten (33,7 Prozent versus 13,9 Prozent).

Die Studienautoren betonen, dass die Mortaliätsraten und die Raten pulmonärer Komplikationen höher waren als bei Hochrisikopatienten vor der Pandemie.

Nicht-kritische Routineeingriffe sollten daher verschoben und nicht-chirurgische Behandlungen in Betracht gezogen werden. Vor planbaren Operationen sollte eine Infektion mit SARS-CoV-2 möglichst ausgeschlossen werden.

Quelle: COVIDSurg Collaborative: Mortality and pulmonary complications in patients undergoing surgery with perioperative SARS-CoV-2 infection: an international cohort study

https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)31182-X/fulltext