World Sepsis Online-Congress am 5. und 6. September
Während in der Öffentlichkeit die Sepsis im Zeitalter der Antibiotika häufig als seltene Erkrankung mit potenziell letalem Ausgang angesehen wird, zeichnen epidemiologische Daten ein gänzlich anderes Bild. Generalisierte Infektionen wie die “Sepsis” und in ihrer schwersten Ausprägungsform der “septische Schock” sind keine “Einzelfälle”: Jährlich versterben etwa fünf Millionen Menschen im Rahmen schwerer Infektionen. Allerdings handelt es sich dabei nur um eine grobe Schätzung der Todesfälle, da in zahlreichen Gegenden der Welt, der Zugang, vor allem der ländlichen Bevölkerung, zu einer medizinischen Versorgung kaum oder gar nicht möglich ist.
Ein zusätzliches Problem entsteht durch Unterschiede in den verwendeten Definitionen der Sepsis und in der Tatsache, dass die vorhandenen Definitionen bisher nicht in der Lage waren die Komplexität der Erkrankung umfassend darzustellen. So zeigt zum Beispiel eine große Australische Untersuchung an über 100.000 PatientInnen mit systemischen Infektionen (NEJM 2015;372:1629-1638), dass ca. 12% kein oder nur ein einziges SIRS (“Systemic Inflammatory Response“) Zeichen bei Diagnose aufwiesen. Von diesen SIRS negativen PatientInnen verstarben immerhin noch 12% im Verlauf der Erkrankung. Auch die neuen, im Jahr 2016 publizierten internationalen Kriterien zur Definition von Sepsis und Septischen Schock (JAMA 2016;315:801-810) weisen aus Sicht der ÖGARI deutliche Mängel auf. Mittlerweile zeigen zahlreiche Studien, dass mit den neuen Kriterien, die das Vorhandensein von Organfunktionsstörungen für eine Sepsis Diagnose voraussetzen, die Inzidenz schwerer systemischer Infektionen unterschätzt wird. Die daraus zwangsläufig resultierenden “Kollateralschäden” sollten aus intensivmedizinischer Sicht nicht toleriert werden.
Weltweit wird derzeit ein Anstieg der Sepsisfälle beobachtet. In den Jahren 2005 bis 2015 wird eine geschätzte Sepsisinzidenz von ca. 440 Fällen pro 100.000 Einwohner und Jahr berichtet (Crit Care Clin 2018;34:15-27). 10%-20% der auf Intensivstationen aufgenommen SepsispatientInnen entwickeln im Rahmen der Erkrankung Organdysfunktionen mit und ohne Herzkreislaufversagen. Zirka 53% bis 65% aller generalisierten Infektionen werden außerhalb des Krankenhauses erworben, wobei am häufigsten die Lunge und der Gastrointestinaltrakt Ursache der Infektion sind.
In den letzten 20 Jahren beobachten wir außerdem, dass schwere Infektionen ein zunehmendes Problem des älteren, häufig polymorbiden Patienten und der ärmeren Bevölkerung geworden sind. So ist zum Beispiel das Risiko eine Sepsis zu entwickeln bei armen Bevölkerungsschichten 1,5 fach höher, als bei nicht von Armut betroffenen Menschen.
Die Mortalität wird bei der “unkomplizierten” Sepsis derzeit mit 11% bis 26% angegeben. Bei der Sepsis mit Organdysfunktionen (“schwere Sepsis”) oder gar mit einem Herzkreislaufversagen (“septischer Schock”) werden 28 Tage Mortalitätszahlen zwischen 30% und 50% berichtet.
Als positive Entwicklung wird aus Sicht der ÖGARI, die gemeinsam mit zahlreichen internationalen medizinischen Gesellschaften Mitglied der “Global Sepsis Alliance (GSA)” ist, die Anerkennung der Sepsis als globales Gesundheitsproblem durch die WHO am 26. Mai 2017 gesehen. Durch diese WHO Resolution werden die 194 Staaten der UN aufgefordert in ihren gesundheitspolitischen Planungen, der Prävention, Diagnose und medizinischen Behandlung schwerer Infektionen mehr Raum zu geben.
Die GSA organisiert deshalb auch gemeinsam mit ihren Mitgliedsgesellschaften den jährlichen “Welt Sepsis Tag”, der die Probleme rund um die Sepsis einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen soll.
Für Ärzte und ÄrztInnen beleuchtet der 2nd World Sepsis Congress die unterschiedlichsten Aspekte dieser schweren Erkrankung. Dieser internationale Online-Kongress findet am 5. und 6. September 2018 statt und ist für die TeilnehmerInnen völlig kostenfrei. In zwei Tagen behandeln 100 ReferentInnen aus 30 Ländern umfassend das Thema Sepsis.
Anmeldungen und Detailinformationen erhalten Sie unter www.worldsepsiscongress.org