Eine Forschungsgruppe der Medizinischen Universität Wien präsentierte am 10th World Congress of the World Institute of Pain (WIP) (Rom, 26. bis 29. August 2020) einen Poster. IN der Arbeit wurden Änderungen in der sensorischen Wahrnehmung eines CRPS-Patienten evaluierte, der mit Spinal Cord Stimulation (SCS) behandelt wird.
Die Forschungsgruppe der MedUni Wien maß Veränderungen und Defizite im Bereich des Berührungs-, Temperatur- und Schmerzempfindens bei einem 64-jährigen Patienten, der an CRPS II-Schmerzen in der linken Hand leidet, und zwar mithilfe von Quantitativer Sensorischer Testung (QST). „Der Patient empfand in der betroffenen Hand Schmerzreize, aber auch Vibration, gewöhnlichen Druck und Berührung in signifikant unterschiedlicher Stärke, je nachdem ob die SCS aktiv war oder nicht“, erklärte Studienautorin Univ.-Prof. Sabine Sator-Katzenschlager, Klinische Abteilung für Spezielle Anästhesie und Schmerztherapie, Medizinische Universität/AKH Wien.
Mindestens 80 Prozent Schmerzreduktion
SCS hatte positive Auswirkungen für den Patienten mit einer Schmerzreduktion von mindestens 80 Prozent. Bei aktiver Stimulation konnte zudem eine Reduktion der Schmerzmedikation und der Co-Medikation festgestellt werden.
Mit der Patientenbeobachtung belegen die Forscherinnen und Forscher, dass die so genannte „Gate Control Theory“ die realistischste Erklärung für den Wirkmechanismus der SCS ist: „Je stärker die A-?-Fasern mit einer peripheren Stimulation aktiviert werden, desto stärker wird das zweite Neuron im Dorsalhorn gehemmt und desto geringer ist die Schmerzweiterleitung zum Gehirn. Die folgende elektrische Stimulation im Hinterhorn des Rückenmarks, verbunden mit dem Hervorrufen von kribbelnder Parästhesie, ist eine Voraussetzung für einen schmerzlindernden Effekt“, fasste Prof. Sator-Katzenschlager zusammen.
Das Complex Regional Pain Syndrome (CRPS) ist ein schwer behandelbares Schmerzsyndrom, das durch anhaltenden Schmerz, Beeinträchtigungen, sensorische Abnormitäten sowie vaso- und sudomotorische Störungen gekennzeichnet ist. SCS stellt eine neue therapeutische Möglichkeit für eine adäquate Schmerzlinderung bei CRPS-Patienten dar und verbessert deren Lebensqualität und physikalische Funktion.
Quelle:
Ninidze Nino; Sator-Katzenschlager, Sabine: Spinal Cord Stimulation in Patients with Complex Regional Pain Syndrome: objective changes evaluated with quantitative sensory testing. Poster präsentiert am 10th World Congress of the World Institute of Pain (WIP) (Rom, 26-29 August 2020)
Liebe Redaktion, das ist natürlich interessant. Aber eine “Studie” kann man das doch beim besten Willen nicht nennen.
Ähnliches haben wir ja bereits bei einem CRPS-Patienten in Österreich viel früher publiziert. Was ist daran nun neu und warum gerade jetzt berichtenswert? Ich halte diesen Bericht eher für eine Irreführung der Leser, zumal die Erklärung mit Gate-control wahrlich spekulativ ist und doch nicht mehr der aktuellen Diskussion entspricht. Die Diskussion ist zur Zeit doch eher über die Frage tonische oder hochfrequente Stimulation zu führen.
Sycha T., Greher M., Kress H.G., Gustorff B.: Spinal cord stimulation for CRPS: pain relief may depend on increased peripheral blood flow. Euroanaesthesia, Lissabon 2004
Gustorff B., v.Eltz V., Lehr S., Sycha T.: The usefulness of side differences as intraindividual control for quantitative sensory testing in chronic pain patients. Euroanaesthesia, Lissabon 2004
Sycha T., Samal D., Kress H.G., Gustorff B.: Epidurale Stimulation in der Behandlung des CRPS: Hinweise für einen neurovaskulären Mechanismus der Schmerzreduktion. 12. wissenschaftliche Tagung der Österreichischen Schmerzgesellschaft, Graz 5/2004
Vielen Dank für Ihren Kommentar und die Erläuterungen zu Ihren früheren Publikationen zum Thema. Was die Frage nach dem aktuellen Anlass betirfft: Wie schon oft in der Vergangenheit recherchieren wir in den Abstract- und Posterpräsentationen aktueller internationaler Kongresse (in diesem Fall WIP 2020) Arbeiten, die von österreichischen Gruppen präsentiert wurden, und stellen sie vor.