Am 16. Oktober wird jährlich weltweit im Rahmen des Welt Anästhesie- und Welt-Reanimations-Tages auf die vielfältigen Aufgaben und Leistungen der Anästhesie und ihrer fünf Säulen aufmerksam gemacht. Die Corona-Krise wirft ein besonderes Schlaglicht auf das Fach. Sie macht aber auch noch deutlicher, wie sehr das Fach Anästhesie und Intensivmedizin das Rückgrat des klinischen Betriebes darstellt.
Auch wenn es keine systematisch zentrale Datenerfassung gibt, so hat die WHO doch alarmierende Schätzungen veröffentlicht: Obwohl Ärztinnen, Ärzte und andere Angehörige der Gesundheitsberufe in vielen Ländern nicht mehr als 2 bis 3 Prozent der Bevölkerung ausmachen, waren bis Mitte September etwa 15 Prozent von ihnen von COVID-19-Infektionen betroffen – in manchen Ländern lag dieser Anteil sogar bei bis zu 35 Prozent. Anästhesistinnen und Anästhesisten gehören an der Pandemie-Front häufig dazu. Vor diesem Hintergrund scheint es auch passend, dass die globale Kampagne der World Federation of Societies of Anaesthesiologists (WFSA) zum Welt-Anästhesie-Tages am 16. Oktober der Sicherheit und dem Wohlbefinden von am Arbeitsplatz gewidmet ist. Denn eine Arbeitsumgebung, die dies sicherstellt, bedeutet naturgemäß nicht nur ein Plus an Arbeitszufriedenheit, sondern auch ein Plus an Patientensicherheit, wird seitens der WFSA betont.
Mit dem Welt-Anästhesietag am 16. Oktober soll daran erinnert werden, dass an diesem Tag vor 174 Jahren in den USA William Thomas Green Morton die weltweit erste Äther-Inhalationsanästhesie an einem Patienten gelang.
Krise macht Bedeutung des Faches transparent – Rückgrat der Spitalsversorgung
Die Corona-Krise hat in den vergangenen Monaten eine der Säulen der modernen Anästhesiologie ganz besonders in das Rampenlicht geholt – die Intensivmedizin. In vielen Fällen sind es Fachärztinnen und -ärzte für Anästhesie und Intensivmedizin, die Intensivstationen managen und kritisch an COVID-19 erkrankte Patientinnen und Patienten betreuen. Sie haben sich aber auch darüber hinaus als wichtige Manager der größten Gesundheitskrise seit Jahrzehnten erwiesen, was die Vorbereitung und Sicherstellung ausreichender Ressourcen betrifft.
Weniger bekannt ist häufig in der Öffentlichkeit, wie breit das Fachgebiet aufgestellt ist und dass viele Anästhesiologinnen und Anästhesiologen nicht nur an den Intensivstationen und im OP arbeiten, sondern auch in der präklinischen und klinischen Notfallmedizin, der Schmerztherapie und der Palliativversorgung. „Diese Vielfalt unserer Aufgaben macht es auch deutlich, wie sehr die Anästhesie und Intensivmedizin ein Rückgrat der Spitalsversorgung darstellt“, so ÖGARI-Präsident Univ.-Prof. Dr. Klaus Markstaller aus Anlass des Welt-Anästhesietages.
Engagement gegen möglichen Mangel an Anästhesistinnen und Anästhesisten
Bei dieser Gelegenheit weist die Fachgesellschaft darauf hin, was auch politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern klar sein sollte: Wenn Anästhesistinnen und Anästhesisten fehlen, dann betreffen negativen Konsequenzen sehr viele Menschen spüren. Patientinnen und Patienten müssen lange auf OP-Termine warten, Schmerzambulanzen werden oder bleiben geschlossen, Notarztdienste ausgesetzt oder ausgedünnt und es gibt Engpässe in der Intensivmedizin. Prof. Markstaller: „All diese Szenarien sind nicht aus der Luft gegriffen und wir müssen dafür sorgen, dass sie sich nicht zuspitzen können.“
Daher engagiert sich die ÖGARI auch dafür, gute Bedingungen für ausreichenden und hervorragend qualifizierten anästhesiologischen Nachwuchs zu schaffen bzw. abzusichern. „Damit uns das gelingt, sind auf verschiedenen Ebenen Maßnahmen erforderlich“, sagt der ÖGARI-Präsident. „Auf der gesundheitsplanerischen Ebene ebenso wie auf jener der Krankenhausträger und der einzelnen Abteilungen.“ Eine wichtige gesundheitspolitische Aufgabe ist es, geeignete Rahmenbedingungen und Ressourcen für eine ausreichende Zahl und eine attraktive Gestaltung von Ausbildungsstellen zu schaffen und dafür zu sorgen, dass auch über das Jahr 2021 hinaus eine optimierte Möglichkeit zum Opt-Out aus dem Arbeitszeitgesetz bestehen bleibt. Denn ohne eine solche Regelung wird es teilweise schwierig werden, Diensträder zu besetzen. Daher ist die Fachgesellschaft auch in laufenden Gesprächen mit Bund, Ländern und Spitalsträgern zu dieser Thematik.