Zwei Cochrane-Reviews zeigen, dass es für Behandlung und Diagnose von COVID-19 immer noch sehr wenige wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse gibt.
Plasmatherapie – noch keine Beweise für sichere Behandlung von COVID 19
Das Plasma aus einer Blutspende von genesenen COVID-19-Patienten enthält Antikörper gegen SARS-CoV-2. Diese könnten möglicherweise zur Behandlung von akut an COVID-19-Erkrankten verwendet werden. Ein Cochrane-Review von 20 Studien mit 5.211 Teilnehmerinnen und Teilnehmern kommt jedoch zum Schluss, dass sich Wirksamkeit und Risiken dieser Plasmatherapie zurzeit noch nicht beurteilen lassen.
Die im Review eingeschlossenen Studien waren nach Ansicht der Review-Autoren von schlechter Qualität. Ihre Vertrauenswürdigkeit war sehr begrenzt, da sie meist keine zuverlässigen Methoden zur Ergebnismessung verwendeten. Problematisch machte die Beurteilung außerdem, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer neben der Plasmatherapie auch unterschiedliche weitere Behandlungen erhalten hatten und an verschiedenen Vorerkrankungen litten.
Allerdings laufen zurzeit etliche weitere Studien zu diesem Thema, die Evidenzlage könnte sich in absehbarer Zeit verbessern.
Einzelne klinische Zeichen oder Symptome nicht für Diagnose geeignet
Ein weiterer Cochrane-Review kommt zum Schluss, dass es nicht das einzelne Symptom oder klinisches Zeichen gibt, anhand dessen sich COVID-19 genau diagnostizieren lässt. Die Autorinnen und Autoren analysierten 16 relevante Studien mit 7.706 Teilnehmern. Die Studien beurteilten 27 unterschiedliche klinische Zeichen und Symptome und überprüften als Referenz die COVID-19-Diagnose mit Hilfe der derzeit genauesten verfügbaren Tests. Die Schwachpunkte der untersuchten Studien lagen darin, dass sie nicht repräsentiv für die Primärversorgung sind, nicht speziell für Kinder oder ältere Personen gelten und nicht eindeutig zwischen einer leichten COVID-19-Erkrankung und einer COVID-19-Lungenentzündung unterschieden.
Mindestens der Hälfte aller Studienteilnehmer mit COVID-19 litten an Husten, Halsschmerzen, Fieber, Muskel- oder Gelenkschmerzen, Erschöpfung oder Kopfschmerz. Die Review-Autoren betonen jedoch, dass Husten und Halsschmerzen auch bei Menschen ohne COVID-19 häufig auftraten und daher zur Diagnose wenig hilfreich sind. Treten die Symptome Fieber, Muskel- oder Gelenkschmerzen, Erschöpfung und Kopfschmerzen auf, erhöht sich die Erkrankungswahrscheinlichkeit hingegegen erheblich.
Primärversorgung stützt Diagnose auf Symptome und klinische Zeichen
Für die formelle Diagnose von COVID-19 sind Laboranalysen von Abstrichen aus der Nase und dem Rachen oder bildgebende Tests wie CT-Scans erforderlich. Die erste und am besten verfügbare diagnostische Information stammt jedoch aus der klinischen Untersuchung von Krankheitssymptomen und klinischen Zeichen. Daher stützen Ärztinnen und Ärzte in der Primärversorgung ihre Diagnose auch darauf. In den bisherigen wissenschaftlichen Studien wird dieser Aspekt der klinischen Praxis allerdings nicht widergespiegelt.
Eine genaue Diagnose ist wichtig, weil sie sicherstellt, dass Menschen schnell die richtige Behandlung erhalten, nicht unnötig getestet, behandelt oder isoliert werden und nicht Gefahr laufen, COVID-19 zu verbreiten. Wäre die Erstdiagnose durch die Krankheitssymptome und klinische Zeichen genau, wäre der Bedarf an zeitaufwändigen, spezialisierten diagnostischen Tests geringer.
Die Autoren des Reviews empfehlen daher, dass in weiteren Forschungen Kombinationen von Symptomen und klinischen Zeichen untersucht werden und Symptome wie der Verlust des Geruchssinns, der wahrscheinlich für eine COVID-19-Erkrankung typischer ist, berücksichtigt werden sollten. Weiters sollten Einrichtungen der Primärversorgung sowie Tests bei Kindern und älteren Personen in die Studien einbezogen werden.
Quellen:
Zur Plasmatherapie:
https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD013600.pub2/full/de
Zu Symptomen und klinischen Zeichen:
https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD013665/full/de