Zahlreiche spannende Beiträge gab es beim 39. Symposium on Intensive Care and Emergency Medicine (ISICEM), das vergangenen März in Brüssel stattgefunden hat. An einigen waren auch österreichische Kolleginnen und Kollegen beteiligt. Für alle, die es nicht zum Kongress geschafft haben: Hier eine kleine Zusammenschau von fünf interessanten österreichischen Arbeiten.


1. Quantifizierung des Hirndrucks bei Patienten mit spontaner Subarachnoidalblutung

Eine Beobachtungsstudie hat den Zusammenhang zwischen Dauer und Intensität von intrakranieller Drucksteigerung und Langzeit-Outcome bei Patienten mit  spontaner Subarachnoidalblutungen untersucht. Dafür wurden Daten von fast 100 Patienten der Universitätskliniken Innsbruck und Monza analysiert.

Zum Hintergrund: Das invasive Monitoring des intrakraniellen Drucks (ICP) gehört bei Patienten mit schwerer Subarachnoidalblutung (SAH) zum klinischen Protokoll. Gemäß den Richtlinien zur Versorgung von Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma wird derzeit ein ICP-Schwellenwert von 22mmHg als Therapieindikation gesehen. Allerdings weisen rezente Daten darauf hin, dass dieser Schwellenwert im Sinne einer individualisierten Therapie wohl interindividuell verschieden sein kann. Dies wurde nun in einer retrospektiven Auswertung von prospektiv erhobenen Daten mittels Quantifizierung der ICP-Werte über die Zeit bei Patienten mit SAH hinterfragt.

Das Ergebnis       

In beiden Kohorten war nachzuweisen, dass die Kombination aus Dauer und Intensität des Hirndrucks für die Toleranz gegenüber einer intrakraniellen Drucksteigerung ausschlaggebend ist. Ein singulärer Schwellenwert scheint der intrakraniellen Druckbelastung über die Zeit („Hirndruck-Burden“) insbesondere in der prognostischen Wertigkeit unterlegen zu sein. Anders als bisher bei Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma beobachtet, traten schlechtere Outcome-Ergebnisse bereits bei geringerer intrakranieller Druck-Zeit-Belastung auf.

Zu den Autorinnen und Autoren

An der internationalen Studie haben unter der Leitung von PD Dr. Raimund Helbok von der Medizinischen Universität Innsbruck, Lukas Huber MSc und Dr. Bogdan Ianosi von der UMIT in Hall in Tirol sowie Dr. Verena Raß und von der Medizinischen Universität Innsbruck und Kollegen aus Monza und Leuven mitgearbeitet.


2. Bypass-OPs: Levosimendan verbessert Überlebenschancen

Eine andere Arbeit hat die LEVO-CTS- und LICORN-Studien hinsichtlich einer Sub-Frage untersucht: Ist eine präoperative Vorbehandlung mit Levosimendan sicher und vorteilhaft für Patienten mit niedriger Herzleistung, bei denen eine isolierter Koronararterien-Bypass-Operation durchgeführt werden soll?

Das Ergebnis

Die aggregierten Daten der beiden Placebo-kontrollierten Studien zeigen, dass Levosimendan die Überlebenschancen jener 809 Patienten verbessert hat, bei denen eine isolierte Koronararterien-Bypass-Operation durchgeführt wurde. 90 Tage nach dem Eingriff lag die Mortalität bei den Placebo-Patienten insgesamt bei 7,7 Prozent, bei den Levosimendan-Patienten bei 2,9 Prozent.

Zum Autor

Mitgewirkt an dieser internationalen Studie hat Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Toller, MBA von der Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Graz.


3. Fibrinogen-Konzentrat hilft Traumapatienten

Trauma-induzierte Koagulopathie trägt wesentlich zur Mortalität bei Traumapatienten bei. Dabei ist Hyperfibrinogenämie die am häufigsten auftretende Pathologie. Wie eine multinationale, randomisierte Doppel-Blindstudie mit 67 akut verletzten Erwachsenen zeigt, ist die präklinische Verabreichung eines Fibrinogen-Konzentrats bei Traumapatienten mit vermuteten Blutungen möglich und verhindert wirksam Hyperfibrinogenämie. Bei den Placebo-Patienten verschlechterte sich die Fibrin-Polymerisation nach Ankunft in der Notaufnahme weiter, bei der Kontrollgruppe verbesserte sie sich die Blutgerinnung.

Zu den Autorinnen und Autoren

Mitgewirkt an dieser Studie der Universitätsklinik für Allgemeine und Chirurgische Intensivmedizin, Medizinische Universität Innsbruck, haben Dr. Bernhard Ziegler et al und die FlinTIC Studiengruppe.


4. Automatisches Blutzuckermanagement bei Kranken in kritischem Zustand

Für eine sichere glykämische Kontrolle muss bei schwerkranken Patienten regelmäßig der Blutzucker gemessen und die titrierte Insulinmengen angepasst werden. Ein automatisiertes System könnte diese aufwändige Arbeit künftig abnehmen, zeigt eine Pilotstudie der Medizinischen Universität Graz. Erstmals wurde ein intraarterieller Blutzucker-Sensor mit einem Entscheidungsunterstützungssystem für die Insulindosierung (SGC plus) kombiniert und bei 22 Schwerkranken mit Hyperglykämie während ihrer Behandlung in der Intensivstation eingesetzt. Zwölf Patienten litten bereits vor ihrer Erkrankung an Diabetes mellitus. Der Sensor erwies sich dabei als äußerst präzise und sicher.

Zur Autorin

Hauptautorin dieser Studie war Priv. Doz Dr. Karin Amrein, MSc, Medizin Universität Graz, Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie.


5. Adsorption-Therapie bei Katecholamin-resistentem septischem Schock

Eine deutsch-österreichische Studie hat untersucht, ob CytoSorb-Adsporption die Behandlungsergebnisse bei Patienten mit einem Katecholamin-resistenten septischen Schock und akutem Nierenversagen verbessern können. Dazu wurden Daten von 44 erwachsenen Patienten mit den genannten Parametern ausgewertet, bei denen CytoSorb-Adsporption zum Einsatz kam. Diese Daten wurden jenen von 14 Patienten gegenübergestellt, die einen septischen Schock und akutes Nierenversagen hatten, zunehmend Noradrenalin-Abhängigkeit entwickelten und keine Adsporption durchgeführt wurde.

Die Ergebnisse:

Der IL-6-Level konnte durch Adsporption deutlich gesenkt werden – in der Studie von 5000 auf 302 ng/l. Die Sterblichkeit zwischen den Gruppen unterschied sich nicht signifikant, wohl aber die Dauer des Aufenthalts in der Intensivstation: Die CytoSorb-Gruppe konnte durchschnittlich nach 13 Tagen die Intensivstation verlassen, die andere erst nach 22 Tagen. Laut der Untersuchung kann Adsporption in Betracht gezogen werden, wenn der Katecholamin-resistenten septischen Schock gerade einsetzt.

Zu den Autorinnen und Autoren

An der internationalen Studie haben folgende KollegInnen aus Österreich mitgearbeitet: Univ.-Ass. Dr. Gregor Alexander Schittek und DDr. MHBA Holger Simonis von der Medizinuniversität Graz, Klinische Abteilung für Allgemeine Anästhesiologie, Notfall- und Intensivmedizin


(Blogredaktion/GP)