Im Rahmen einer Datenerhebung an allen Anästhesie-Abteilungen in Österreich soll im Auftrag der ÖGARI eine empirische Basis für künftige Konzepte und Maßnahmen im Bereich der Ausbildung von Anästhesistinnen und Anästhesisten geschaffen werden.
Die Anästhesiologie ist seit Jahren ein Fach auf Wachstumskurs: In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich die Zahl der in Österreich tätigen Anästhesistinnen und Anästhesisten verdoppelt. Allein in den vergangenen fünf Jahren ist ihre Zahl um 20 Prozent auf etwa 3.000 gestiegen. Schließlich hat sich das Tätigkeitsspektrum des Fachgebiets laufend erweitert. Zudem hat auch die Umsetzung des Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetzes zusätzlichen Personalbedarf geschaffen.
„Als die verantwortliche Fachgesellschaft kommt uns eine wichtige Rolle dabei zu, Bewusstsein für den großen Bedarf an gut ausgebildetem und motiviertem anästhesiologischen Nachwuchs zu schaffen“, sagt ÖGARI-Präsident Univ.-Prof. Dr. Klaus Markstaller. „Damit wir die Gesundheitspolitik und die Krankenhaus-Träger von der Notwendigkeit entsprechender Maßnahmen überzeugen können, müssen wir die künftige Entwicklung gut darstellen und belegen können. Deshalb haben wir im Vorstand beschlossen, eine demographische Analyse der Anästhesie in Österreich zu initiieren und damit eine noch bessere empirische Grundlage für unsere Diskussionen mit den Verantwortlichen zu haben. Denn so können wir aufzeigen, in welchem Zeitrahmen oder in welchen Bereichen ein Mangel an Anästhesistinnen und Anästhesisten droht, wenn durch Ausbildungsstellen und weitere Maßnahmen nicht gezielt gegengesteuert wird.“
Mit der Erhebung beauftragt wird das Beratungsunternehmen BDO Health Care Consultancy. Ziel des Projekts ist eine Darstellung der aktuellen Leistungsstrukturen der Anästhesie in Österreich, eine Analyse der Demographie der ärztlichen Besetzung der anästhesiologischen Abteilungen und ein Ausblick auf die künftige Entwicklung. Daraus sollen entsprechende Maßnahmen abgeleitet werden.
Umfangreiche Datenerhebung
„Wir ersuchen alle Abteilungen, diese Untersuchung durch die Übermittlung der relevanten Daten zu unterstützen, weil sie uns wichtige Grundlagen für weitere Aktivitäten liefern wird“, sagt der ÖGARI-Präsident. Zur Erhebung der relevanten Daten wird an die Leiter aller anästhesiologischen Abteilungen in Österreich ein Fragebogen versendet, in dem aktuelle Leistungs- und Personalstrukturen abgefragt werden. Konkret geht es um den Ist-Stand von Fach- und Assistenzärztinnen und -ärzten, deren Alter, Ausbildungsstand, Beschäftigungsausmaß und Nationalität. Die Soll-Dienstposten und die Zahl der genehmigten und besetzten Ausbildungsstellen sind ebenso Gegenstand der Umfrage wie die Anzahl der Journaldienste und Rufbereitschaften, der anästhesiologischen Strukturen im jeweiligen Haus wie betreute OP-Tische, anästhesiologisch betreute ICU-Betten und IMC-Betten und weitere betreute Bereiche. Schließlich werden noch Daten zu jährlichen Leistungen abgefragt, etwa operative Eingriffe mit Anästhesie, die Frequenzen der Anästhesie-Ambulanz, die Frequenzen der Schmerzambulanz oder weiterer betreuter Bereiche.
Identifizierung der Steuerungsnotwendigkeiten
Die gemeldeten Daten sollen dann einer Gesamt- und Detailanalyse unterzogen werden. „Die Ergebnisse sollen nach Kriterien wie Region, Krankenhaus-Größe und Ähnlichem stratifiziert werden, damit wir Detailerkenntnisse gewinnen, ohne dass auf einzelne Häuser oder Abteilungen Rückschlüsse gezogen werden können“, erklärt Prof. Markstaller. „Damit können wir Steuerungsmaßnahmen gezielter planen.“
Die Erhebung und Auswertung soll in einem Zeitraum von rund vier Monaten abgeschlossen sein, die Ergebnisse sollen auf dem AIC 2019 in Graz präsentiert werden.
Erschienen in den Anästhesie Nachrichten 3/2019