Nach dem Herzstillstand des dänischen Spielers Christian Eriksen bei der Fußball-Europameisterschaft betont die Sektion Notfallmedizin in der ÖGARI die große Bedeutung einer raschen Reanimation: „Prüfen, rufen, drücken“ – das sind Maßnahmen, die jede und jeder setzen und damit Leben retten kann.
Nach dem Kollaps des dänischen Fußball-Nationalspielers Christian Eriksen aufgrund eines Herzstillstands, den dieser aufgrund rascher Reanimationsmaßnahmen überlebt hat, weisen Expertinnen und Experten auf die Bedeutung einer raschen Herzdruckmassage in Notfällen hin: „Unzählige Menschen vor den Bildschirmen konnten eindrücklich erleben, wie wichtig und wirkungsvoll die Herzmassage bei einem Herzstillstand ist“, sagt Prim. PD Dr. Helmut Trimmel, Vorsitzender der Sektion Notfallmedizin in der ÖGARI. „Rasches und effektives Handeln ist von zentraler Bedeutung, denn nur dann liegen auch die Überlebenschancen gut.“
Ein plötzlicher Herzstillstand kann jede und jeden treffen – auch jüngere und sportliche Menschen. Zuverlässige österreichweite Daten fehlen, aber hochgerechnet von Tiroler Zahlen werden hierzulande jährlich etwa 7.300 Wiederbelebungen durchgeführt. „Rund 10.000 Menschen sind in Österreich jährlich von einem Herzstillstand außerhalb des Krankenhauses betroffen,“ sagt Prim. Trimmel. „Oft betrifft es Patientinnen und Patienten, die man kennt, zum Beispiel in der Familie, im Arbeitsumfeld oder im Freundeskreis.“
Das Notfallkonzept „prüfen, rufen, drücken“ sollte daher jede und jeder verinnerlichen, um im Notfall rasch helfen zu können:
- Prüfen, ob die kollabierte Person bewusstlos ist und nicht normal atmet
- Um Hilfe rufen, am besten Notruf 144 (Rettungsleitstelle – diese gibt der Helferin oder dem Helfer wertvolle Anleitung: daher bitte den Lautsprecher des Smartphones gleich beim Anruf aktivieren! Dann hat man die Hände frei, um zu helfen!)
- Drücken: Beide Hände auf der Mitte des Brustkorbs aufsetzen und den Brustkorb 100 Mal pro Minute, ca. 5 bis maximal 6 Zentimeter in Richtung Boden drücken – z.B. zum Rhythmus des Radetzkymarsches oder von „Stayin’ Alive“
„Bei einem Herzstillstand zählt jede Sekunde. Die Überlebensrate verdreifacht sich, wenn Ersthelfer im Notfall sofort die Reanimation bis zum Eintreffen professionelle Hilfe übernehmen können. Daher gilt immer: Lieber anpacken statt zuwarten, denn man kann bei der Ersten Hilfe nichts falsch machen, außer, man macht nichts“, sagt Prim. Trimmel. Schon nach drei bis fünf Minuten ohne funktionierende Sauerstoffversorgung setzen beim Gehirn schwerwiegende Schädigungen ein. Allein in Europa und den USA sterben jährlich rund 700.000 Menschen, weil sie bei einem akuten Herz-Kreislauf-Stillstand nicht rechtzeitig wiederbelebt werden.
Herzmassage ist wichtiger als Mund-zu-Mund-Beatmung
„Die Empfehlungen für die Reanimation durch Ersthelferinnen und Ersthelfer haben sich in den vergangenen Jahren vereinfacht“, erklärt Prim. Trimmel. So wird hier weniger Wert auf die Beatmung gelegt als auf die richtige und ununterbrochene Herzdruckmassage, also die Kompression des Brustkorbes. Da bei einem plötzlichen Kreislaufstillstand das Blut zunächst meist noch eine ausreiche Sauerstoffsättigung aufweist, ist die Wiederherstellung der Zirkulation des Blutes das primäre Ziel. Deshalb muss nicht sofort mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung begonnen werden, vor der Ersthelferinnen und Ersthelfer oft zurückschrecken. Das einfache und wirksamste Mittel für die Reanimation ist hier die Thoraxkompression.
Die ÖGARI engagiert sich für Aufklärung darüber, was im Falle eines Herzstillstands zu tun ist und in welcher Reihenfolge die Notfallmaßnahmen zu ergreifen sind. Dabei soll auch auf Kinder und Jugendliche als wichtige Ersthelfer abgezielt werden. Das Projekt „Kids save lives“ des Europäischen Rats für Wiederbelebung (ERC) bringt Reanimationsunterricht in die Schule. In einer Reihe europäischer Länder – Dänemark, Portugal, Belgien, Frankreich, Italien – ist dies bereits gesetzlich verpflichtend, in anderen, so auch in Österreich, zumindest empfohlen.
Besonders sinnvoll sei es auch, so der ÖGARI-Vizepräsident, gezielt bestimmte Berufsgruppen im Umgang mit Defibrillatoren zu schulen – so geschehen bei der Wiener Polizei, bei der immer ein Defi mit im Auto ist.
Service:
Jeder Mensch kann Leben retten: Richtig Vorgehen mit dem „P-R-D“-Konzept
1. PRÜFEN
- Vergewissern Sie sich, dass Sie sich dem Patienten oder der Patientin ohne Gefahren nähern können.
- Überprüfen Sie, ob die kollabierte Person antwortet.
- Neigen Sie den Kopf nach hinten, heben Sie das Kinn und kontrollieren Sie die Atmung.
- Wenn die Person nicht reagiert und nicht, oder nicht normal atmet, ist eine Herzdruckmassage erforderlich.
2. RUFEN
- Rufen Sie 144 an, schalten Sie den Lautsprecher Ihres Mobiltelefons ein und folgen Sie den Anweisungen.
- Wenn jemand anwesend ist, der helfen kann, bitten Sie ihn, 144 anzurufen und, wenn möglich, einen Defibrillator zu holen.
- Die Herzdruckmassage ist das Wichtigste für das Überleben. Unterbrechen oder verzögern Sie sie deshalb nicht.
3. DRÜCKEN
- Legen Sie beide Hände auf die Mitte des Brustkorbes.
- Drücken Sie 100 Mal pro Minute, 5 bis 6 cm tief — z.B. zum Rhythmus des Radetzkymarsches oder des Liedes „Stayin’ Alive“.
- Geschulte Helferinnen und Helfer geben immer zwei Atemspenden nach 30 Kompressionen, für Ersthelferinnen und Ersthelfer genügt es, die Herzdruckmassage ununterbrochen fortzuführen.
- Drücken Sie fest und schnell. Keine Sorge, Sie können keinen Schaden anrichten.
- Wenn ein Defibrillator verfügbar ist, schalten Sie diesen ein und folgen Sie den akustischen Anweisungen des Geräts.
- Wenn die Rettungskräfte eintreffen, drücken Sie solange weiter bis diese übernehmen und Sie aufgefordert werden aufzuhören.
Kommentare