Auf ihrer Website und auf Facebook stellt die ÖGARI nicht nur Aufklärungsbögen für die Patientenaufklärung vor Operationen zur Verfügung, sondern auch eine Reihe von Informationsvideos, die auf sehr positive Resonanz stoßen. Wir haben bei Initiatorin Prof. Sibylle Kietaibl über Motive und Ziele dieser Informationsmaterialien nachgefragt.

Im Patientenforum ihrer Homepage stellt die ÖGARI kostenlos eine Reihe von Aufklärungsvideos zu verschiedenen Aspekten von Allgemeinnarkose, „Kreuzstich“ oder Nervenblockaden  zur Verfügung. Die Filme unterstützen in einfach verständlicher Form die Vorbereitung auf einen Eingriff, ergänzend zu den schriftlichen Aufklärungsmaterialien, die hier ebenfalls zum Download bereit stehen.

Mehr Sorge vor der Narkose als vor dem Eingriff

„Menschen haben vor einer Operation oft mehr Angst vor der bevorstehenden Vollnarkose oder dem geplanten Kreuzstich als vor dem chirurgischen Eingriff selbst. Da wollten wir dagegenhalten mit gut und verständlich aufbereitetem Videomaterial, ergänzend zu den Aufklärungsbögen, die in den Spitälern routinemäßig eingesetzt werden“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Sibylle Kietaibl, Vorstand der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin am Evangelischen Krankenhaus in Wien, die im Rahmen der ÖGARI diese Aktivität initiierte und umsetzte. „Hier können sich die Menschen sehr anschaulich und gut nachvollziehbar selbst ein Bild davon machen, wie viele Sicherheitsvorkehrungen rund um eine Allgemein- oder Regionalanästhesie getroffen werden – und das hat eine beruhigende Wirkung.“   Aus Patientenbefragungen wisse man, so die Expertin, dass diese umfassende Information den allermeisten Patientinnen und Patienten tatsächlich die Sorgen und Bedenken nehmen kann. „Durch einfache Videopräsentationen erreichen wir also einen großen Benefit“, so Prof. Kietaibl.

Anästhesie-Leistungen werden transparent

Eine erwünschte Nebenwirkung der solcherart hergestellten Transparenz: Es wird für die Betroffenen auch ganz deutlich, welche lebenswichtigen Aufgaben Anästhesistinnen und Anästhesisten rund um die  Operation zu erfüllen haben und was sie alles leisten, um den Eingriff maximal sicher für die Patienten zu machen – von der Erfassung der Begleiterkrankungen und der Risikoreduktion bis zur Überwachung und Erhaltung der Organfunktionen, so Prof. Kietaibl: „Nachdem viele der von uns eingesetzten Medikamente dazu beitragen, dass man die Erlebnisse rund um den Eingriff vergisst, ist das den Patientinnen und Patienten so oft nicht bewusst. Über die Videos wird begreifbar, wie umfassend diese Aktivitäten sind. Wir schildern Abläufe, die so sicher nicht allgemein bekannt sind.“

Eigenverantwortung fördern, Risiken bewusst machen

Dargestellt wird in den Filmbeiträgen auch, was Patientinnen und Patienten selbst zur optimalen Vorbereitung auf die Operation beitragen können. „Gleichzeitig schildern wir auch ganz klar die Risiken, die damit verbunden sind“, so Prof. Kietaibl. „Man kann nicht mündiger Patient und dabei nicht voll aufgeklärt sein. Ehrlichkeit und  Klarheit auch bei der Risikoinformation ist hier angebracht – auch aus rechtlichen Gründen übrigens. Wir machen klar, dass alles in der Medizin gefährlich sein kann, so auch die Anästhesie. Aber es wird auch deutlich, dass durch die vielen Vorkehrungen sehr viel für die Patientensicherheit getan wird. Daher ist es auch wichtig, dass wir Patientinnen und Patienten intensiv motivieren, sich die Filme vor dem Anästhesiegespräch anzusehen und dann schon gut vorbereitet nachfragen können.“

Beliebtes Informationstool

In den einzelnen Krankenhäusern werden die ÖGARI-Patientenvideos unterschiedlich eingesetzt – in unveränderter Weise, oder mit zusätzlich hineingeschnittenen Szenen, die den Abläufen im jeweiligen Haus besser entsprechen. In einigen Einrichtungen wurden Drehbuch und Text verwendet, aber anstatt der Darsteller auf animierte Trickfiguren gesetzt, berichtet Prof. Kietaibl: „In jedem Fall – gemeinsam ist allen, dass die Häuser qualitätsgeprüfte Informationen für ihre Patienten haben.“ Und das ist in Zeiten von Dr. Google und Fake News wichtiger denn je, ist die Expertin überzeugt. „So geben wir den Kolleginnen und Kollegen ein Tool in die Hand, mit dem man definitiv gute Aufklärung machen kann.“

Wie sich verschiedene Kommunikationswege dafür eignen, Patientinnen und Patienten die Angst vor der Narkose zu nehmen, wird derzeit auch in einer Studie erhoben – verglichen wird die Angst der Betroffenen nach Aufklärung per Video oder am Telefon. (BKB/Redaktionsteam)